München – Auf der US-Reise nahm sich Karl-Heinz Rummenigge Zeit für ein Interview mit der „tz“. Der Bayern-Boss äußerte sich über Mesut Özil und den DFB, Cristiano Ronaldos Wechsel zu Juventus Turin, die Freude über die altersstarken Franck Ribery und Arjen Robben, Robert Lewandowskis Verbleib sowie die Schwierigkeiten der Bundesliga, im Wettbieten um Top-Stars mitzuhalten.
Die Diskussion um Özil bezeichnete der Vorstandschef als „eine Phantomdiskussion. Mit Rassismus hat sie überhaupt nichts zu tun.“ Es gäbe „keinen größeren Integrationsfaktor als Fußball. Es fällt aber auf, dass es beim DFB keine einhellige Meinung zur Causa Özil gibt, folglich gab es auch kein wirksames Krisenmanagement. Man muss jetzt erst mal abwarten, wie die Konsequenzen der groß angekündigten Analyse ausfallen und wie aufgrund dessen der Neuanfang aussieht.“
Über Ribery und Robben, die in den USA einen starken Eindruck hinterließen, sagte Rummenigge, man habe die Verträge trotz ihres hohen Alters nicht umsonst verlängert – „ich bin mir sicher, dass die beiden dieses möglicherweise letzte Jahr nutzen wollen, um nochmal allen zu zeigen, welche Top-Qualität sie haben“.
Das verdiente Duo führte Rummenigge auch gerne bei Vergleichen mit Robert Lewandowski an; der Pole liebäugelte die letzten Monate damit, die Münchner zu verlassen, doch der Club blieb hart, weil er einst bei Ribery ebenfalls so verfuhr – und im Nachhinein mehr als stattlich belohnt wurde. Chelsea und Real Madrid waren einst hinter dem Franzosen her, erinnerte der Bayern-Boss, doch die Tür blieb zu – „und heute ist Franck einer der glücklichsten Fußballer der Welt, weil er bei Bayern seine Heimat gefunden hat“. Bei Spielern müsse man „eine klare Haltung zeigen“, und auch Lewandowski habe man nach dem gleichen Muster behandelt. „Er wollte sich anders orientieren, aber wir sind mit dem Spieler total zufrieden. Es gibt auf dieser Position nichts Vergleichbares, und demnach haben wir kein Interesse, ihn abzugeben – ganz egal, ob jemand 100 oder 150 Millionen Euro auf den Tisch legt. Seit Ribery 2008 ist unser Credo klar: Die Top-Qualität, über die wir verfügen, bleibt bei Bayern.“ Im Falle Lewandowski habe man „ein Exempel statuieren“ wollen, „um intern wie extern zu zeigen: Bayern tickt hier völlig anders als andere Clubs, die beim Preis X schwach werden.“
Ronaldos Transfer zu Juve bewertete Rummenigge als sinnvoll aus Sicht der Turiner, schließlich hatte der italienische Fußball zuletzt etwas an Terrain verloren, „und jetzt hoffen sie, dass sie wieder in den Fokus des Weltfußballs geraten“. Die Münchner hätten früh Wind bekommen, dass der fünfmalige Weltfußballer auf den Markt kommen würde, aber „wir beim FC Bayern würden trotzdem nie so viel Geld in einen 33-Jährigen investieren“.
Wenn, dann hätte in der Bundesliga „nur der FC Bayern diesen Transfer stemmen können“, sagte er mit Blick auf die 112 Millionen Euro Ablöse plus entsprechende Gehaltszahlungen, „aber es fällt auf, dass die Top-Stars zuletzt nicht in Scharen nach Deutschland strömten. Und wenn, dann nur zum FC Bayern. Wir müssen aufpassen in der Bundesliga, denn wir schmoren da ein bisschen im Saft des Zufriedenen.“ Fakt sei, dass Deutschlands höchste Spielklasse vor zwei Jahren noch Zweiter in der Rangliste der UEFA gewesen ist – „jetzt sind wir Vierter. Hält dieser Trend an, verlieren wir in nicht allzuferner Zukunft zwei Startplätze in der Champions League. Dann geht das Gejaule los – das Kind wird aber schon im Brunnen sein.“
Generell sei es richtig, den Transferirrsinn der anderen Ligen nicht mitzugehen, dennoch werde es schwieriger, international konkurrenzfähig zu bleiben. „Wir dürfen nicht glauben, dass wir nur mit Talenten Real und Barcelona in die Knie zwingen können“, so Rummenigge. mm