Die Tage der Fleißarbeiterin

von Redaktion

Nach Verfolgungs-Gold holt Brennauer Bronze auf der Straße

Glasgow – Nach ihrem ersten EM-Gold auf der Bahn, einem guten Abendessen und einem tiefen Schlaf zog es Lisa Brennauer am Morgen danach schnell wieder auf die Straße. 16 Stunden Pause mussten reichen, danach ging es im Straßenrennen schon wieder kreuz und quer durch Glasgow. Und sie reichten auch – hinter der Italienerin Marta Bastianelli und Marianne Vos aus den Niederlanden wurde sie Dritte.

Bedenken über die Doppelbelastung hatte die 30-Jährige in der Euphorie ihres Überraschungssieg in der Einzelverfolgung gegen die favorisierte Lokalmatadorin Katie Archibald nicht: „Das ist jetzt ein richtig hartes Programm, aber ich habe mit der schnellen Umstellung von der Bahn auf die Straße noch nie Probleme gehabt.“

Dennoch: Nach vier Jahren Bahn-Abstinenz wird die erste Goldmedaille für eine deutsche Einzelsportlerin bei den European Championships einen besonders exponierten Platz in Brennauers Medaillenschrank bekommen, „weil ich immer genau von diesem Titel geträumt habe“. Einen deutschen Rekord (3:26,879 Minuten) gab es noch obendrauf. Und das gleich doppelt: Schon am Vormittag hatte die Allgäuerin die Qualifikation mit einer deutschen Bestmarke gewonnen.

Schon seit der EM-Vorbereitung in Frankfurt/Oder habe ganz einfach die Form gestimmt. „Wenn man mit einem solchen Gefühl zu einem Wettkampf kommt, dann geht vieles leichter“, sagte Brennauer, die bereits am Freitag mit dem deutschen Vierer in der Mannschafts-Verfolgung den dritten Platz belegt hatte.

Auch für Bundestrainer Andre Korff waren die Erfolge der Oberallgäuerin im Sir-Chris-Hoy-Velodrome keine Überraschung: „Das hatte sich angedeutet, Lisa ist momentan einfach gut drauf.“

Die Erfolge in der schottischen Metropole könnten Brennauer darin bestärken, den Bahnrennen wieder mehr Platz einzuräumen. Denn mehrere Jahre konzentrierte sie sich mehr auf die Straße, alles andere als erfolglos nebenbei. So wurde sie 2014 Zeitfahr-Weltmeisterin im Einzel und mit der Mannschaft und folgerichtig auch Radsportlerin des Jahres.

Doch bei allem Ehrgeiz: Für Brennauer gibt es Grenzen beim Streben nach Ruhm und Erfolg. Die bodenständige Athletin hat ihre persönliche rote Linie klar gezogen: „Als Frau hat man ja den Wunsch, gesunde Kinder zu bekommen und diese großzuziehen. Das ist aber nur möglich, wenn man den Körper vorher nicht mit Medikamenten vollgepumpt hat.“  sid

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