München – Das letzte Wort hatte wie gewohnt Sascha Mölders. Derweil sich die 1860-Fans nach der 5:1-Gala gegen Lotte in den Armen lagen, zog der Stürmer seine berühmte Zaun-Show ab – und auch Herbert Paul, der Neuzugang aus Schweinfurt, sah zufrieden zu. „Wenn Sascha nach dem Spiel auf den Zaun geht, weißt du, dass es ein gutes Spiel war“, sagte der Rechtsverteidiger grinsend.
Mölders mit dem Megafon in der Hand – das war für Paul zu Regionalligazeiten ein Ärgernis, weil er dann wusste, dass er mit Schweinfurt wieder nicht näher an die Münchner herangerückt war. Jetzt, aus der Warte des Neusechzigers, sieht der 24-Jährige vieles mit anderen Augen. „Unglaublich, was hier los ist, wie viel Energie in diesem Stadion ist!“, schwärmte er und berichtete von einem spontanen Dialog mit Mölders, mitten im Spiel – Zeit dafür hatten die Löwen ja, nachdem sie bereits in der 13. Minute in die Siegerstraße eingebogen waren und diese nach dem 2:0 von Adriano Grimaldi (22.) zu keiner Phase mehr verließen. „Ich bin zu Sascha hin und habe gesagt: Das ist geil, hier zu spielen“, schilderte Paul. Mölders wiederum sagte hinterher: „Wir haben 5:1 gewonnen, immer im richtigen Moment Tore nachgelegt – und wer sie am Ende gemacht hat, ist egal. Das haben wir immer gesagt.“
Fünf verschiedene Schützen sind an einem glutheißen Hochsommertag zusammengekommen. Den Auftakt machten die Neuen Simon Lorenz und Grimaldi, nach der Pause trafen dann zwei der Aufstiegshelden (Mölders und Kapitän Felix Weber), ehe der eingewechselte Stefan Lex den Schlusspunkt setzte und ebenfalls ins Schwärmen geriet. „Für den Verein, von dem ich schon immer Fan war, im ersten Heimspiel ein Tor zu erzielen, das ist einfach geil“, sagte der Erdinger.
Erstaunlich war am Samstag nicht nur, wie konstruktiv die Löwen die Auftaktpleite in Kaiserslautern verarbeitet hatten: Die Reihen im 4-1-3-2 standen kompakter, der Ball lief flüssiger nach vorne. Zu erahnen war auch, dass alte und neue Löwen wohl nicht lange brauchen werden, um eine homogene Einheit zu bilden. Nimmt man den zur Nummer 1 beförderten Torhüter Hendrik Bonmann dazu, waren die Neuen sogar in der Mehrheit – und stellten bei genauem Hinsehen sogar die Achse, die dem ganzen Team Stabilität verlieh.
1:0-Schütze Lorenz verteidigte an der Seite von Weber (Schütze des 4:0) so stabil, dass Jan Mauersberger sich womöglich früher als geplant auf sein Studium konzentrieren kann. In der Mitte zog Quirin Moll die Fäden – und vorne fanden die Bälle im unermüdlichen Grimaldi einen dankbaren Abnehmer, der zudem glänzend mit Mölders harmonierte und diesem auch das 3:0 auflegte. „Wir wissen, dass wir was können“, kommentierte der Relegationsheld und unterstrich die Bedeutung des Dreiers im ersten Heimspiel der 3. Liga: „Bei einer Niederlage startest du mit null Punkten. Dann wäre zwar auch noch nix passiert, aber so ist es viel schöner.“
Am Mittwoch, beim Tabellenzweiten Osnabrück, wollen die Löwen den Schwung des Lotte-Spiels mitnehmen, die ersten Auswärtspunkte einfahren und den Platz im vorderen Drittel verteidigen. „Das wird ein brutales Spiel“, ahnt Mölders, der hofft, trotz der kraftraubenden Hitze von einer möglichen Rotation verschont zu werden. „Fußball geht immer“, sagte er. Das Adrenalin, das Mölders bei seiner Zaunparty aufsaugte, könnte helfen, etwaige Energiedefizite auszugleichen.