München – John Adam Straight hörte sich an wie ein Kleingärtner, dem soeben eine Büffelherde die mühsam gehegte Saat niedergetrampelt hat. „Wir wussten ja, dass die zwei Ochsen vorne drin haben“, berichtete der kanadische Kapitän und Abwehrchef der Sportfreunde Lotte: „Trotzdem haben wir die beiden nie in den Griff gekriegt.“
Die Rede war natürlich von Sascha Mölders (1,87 m) und Adriano Grimaldi (1,88 m), dem neuen „Ochsen-Sturm“ des TSV 1860. Entweder zog Mölders am Samstag Furchen ins fragile Abwehrgebilde der überforderten Sportfreunde – oder aber, fast noch schlimmer: Grimaldi kam mit seinen 90 Kilo Lebendgewicht angewalzt, stellte seinen furchteinflößenden Körper zwischen sich und die hilflosen Lotte-Spieler – und schaffte es mit ungeahnter Geschmeidigkeit und Präzision, den gewünschten Adressaten anzuspielen. Wenn er nicht gleich selber abschloss wie bei seinem filigranen 20-m-Lupfer zur 2:0-Führung (22.), die angesichts der Hitze einer Vorentscheidung gleichkam.
Mölders, 33, der einst für den FC Augsburg Erstligatore schoss, ist ja schon länger überregional bekannt. In Giesing ist er ein Volksheld, seit er die Löwen mit drei Relegationstreffern in Liga 3 schoss. Der Ex-Mainzer Grimaldi, 27, jedoch, der die letzten Jahre in Münster verbracht hat, ließ 1860-Fans und Lotte-Profis staunend zurück. Sein Anteil an der 5:1-Auftaktgala war nicht nur riesig, weil er ackerte, Tore auflegte (zwei) und selber schoss (eins). Sondern auch: Weil er dem Löwen-Spiel als Ballmagnet zu jener Zuspitzung verhilft, die in der Regionalliga oft gefehlt hatte. Sehr zur Freude des Trainers, der den Sturmtank unbedingt haben wollte. „So wie Adriano Fußball interpretiert, passt er überragend rein“, stellte Daniel Bierofka zufrieden fest: „Wir können jeden Tag froh sein, dass er sich für uns entschieden hat.“
Leidtragende sind nun Männer wie Lotte-Verteidiger Straight, die sich am Samstag vorkommen mussten, als würden gleich mehrere Naturgewalten über sie hineinbrechen: erst ein Erdbeben – und hinterher direkt noch ein Tsunami. Grimaldi und Mölders hätten zusammen „eine große Wucht“, schwärmte Bierofka. uli kellner