Raphael Holzdeppe ließ sich nach seinem Salto nullo in der Stabhochsprung-Qualifikation von Weltrekordler Renaud Lavillenie trösten. „Es nervt einfach. Diesmal war ich auch wieder vor den deutschen Meisterschaften in Nürnberg in Topform. Da dachte ich, es kommt alles genau rechtzeitig zur EM. Dann verletzt man sich, und dann geht es eigentlich nur darum, fit zu werden, um teilzunehmen“, sagte Holzdeppe (Zweibrücken), nachdem er in der Vorausscheidung am Freitag dreimal an seiner Einstiegshöhe von 5,51 Meter gescheitert war. Bei Holzdeppe, Weltmeister 2013 in Moskau, setzte sich eine schwarze Serie bei Großereignissen fort: Bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio hatte der Zweibrücker ebenfalls in der Qualifikation gepatzt, bei der WM 2017 in London im Finale keinen gültigen Versuch zustande gebracht. „Jetzt brauche ich erstmal ein paar Tage, um das hier zu verkraften“, erklärte Holzdeppe, der früher für die Stadtwerke München startete. Ebenfalls konsterniert zeigte sich Dreisprung-Titelverteidiger Max Heß. Der 22-Jährige schaffte in der Qualifikation nur 16,32 Meter, und verpasste als Fünfzehnter das Finale. Vor zwei Jahren bei der EM in Amsterdam war der Chemnitzer noch mit 17,20 Metern sensationell zum EM-Titel gesprungen.
Der deutsche Meister Gregor Traber (Tübingen) hat bei der Heim-EM in Berlin eine Medaille über 110 m Hürden verpasst. Der 25-Jährige kam im Finale in 13,46 Sekunden ins Ziel und wurde Fünfter. Gold ging etwas überraschend an den Franzosen Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich/13,17), der vor dem zeitgleichen Topfavoriten und Ex-Weltmeister Sergej Schubenkow (Neutraler Athlet) und dem Olympiazweiten Orlando Ortega (Spanien/13,34) gewann.
Im Halbfinale ausgeschieden waren Alexander John (Leipzig) und Erik Balnuweit (Wattenscheid).
Der Brite Matthew Hudson-Smith hat bei der Leichtathletik-EM in Berlin den Titel über 400 m geholt, den 31 Jahre alten Europarekord von Thomas Schönlebe aber verfehlt. Hudson-Smith lief im Olympiastadion 44,78 Sekunden und blieb damit über der Bestmarke des früheren DDR-Sprinters Schönlebe (44,33), die dieser bei seinem WM-Gold 1987 in Rom erzielt hatte.
Silber holte der Belgier Kevin Borlee (45,13), Bronze ging an dessen Bruder Jonathan Borlee. Karsten Warholm aus Norwegen, der am Vortag Gold über 400 m Hürden gewonnen hatte, wurde Achter. Hudson-Smith hatte bereits im Halbfinale 44,76 Sekunden vorgelegt, war dabei aufreizend lässig ausgetrudelt und hatte den durchaus möglichen Europarekord verschenkt. Der deutsche Vizemeister Patrick Schneider (Fürth) war im Halbfinale ausgeschieden, der deutsche Meister Johannes Trefz (München) bereits im Vorlauf gescheitert.