Berlin – Es war der Abend der deutschen Powerfrauen – die Ladies Night in Berlin: Speerwerferin Christin Hussong schleuderte ihr Wurfgerät auf 67,90 Meter und damit zu Gold. Dreispringerin Kristin Gierisch gelangen gleich im ersten Versuch 14,45 Meter – dafür gab es Silber. Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch eroberte mit 1,96 m Bronze und damit ihr erstes Edelmetall bei einem internationalen Großereignis. „Ich bin unheimlich glücklich. Ein Traum“, sagte sie. Bronze errang zudem Siebenkämpferin Carolin Schäfer.
Christin Hussong sank noch auf der Anlaufbahn auf die Knie, schlug die Hände vor das Gesicht und konnte ihren Goldcoup nicht fassen: 24 Stunden nach dem Doppelerfolg von Olympiasieger Thomas Röhler und Andreas Hofmann hat die deutsche Meisterin bei der Heim-EM in Berlin für die nächste Speer-Party gesorgt. Mit einem Traumwurf auf die persönliche Bestleistung von 67,90 m feierte die 24-Jährige den größten Erfolg ihrer Karriere – und gewann das dritte Gold für die deutschen Leichtathleten in Berlin. Hussong lag über sechs Meter vor der zweitplatzierten Tschechin Nikola Ogrodnikova (61,85 m) – das sind Welten.
„Ich wusste, wenn ich super drauf bin, kann ich um eine Medaille mitwerfen. Aber dass es Gold wird, kann ich kaum glauben. Gestern hab ich schon Lust bekommen, auch auf dem Treppchen zu stehen. Dass ich es mache wie Thomas, ist umso schöner“, sagte Hussong. Die Pfälzerin ist mit ihrem Wurf nun die drittbeste deutsche Speerwerferin der Geschichte. Es ist ihr großer Durchbruch.
Die Dreispringerin Kristin Gierisch galt bisher als Hallen-Spezialistin. Nun zeigte sie, dass sie auch im Freien kann: Gleich im ersten Versuch flog sie auf die persönliche Bestleistung von 14,45 Meter – und sicherte sich damit Silber. „Ich habe den Wettkampf total genossen. Bei dieser Atmosphäre zu springen, ist einfach toll“, sagte die Chemnitzerin unter dem Jubel der fast 50 000 Fans: „Dass heute so etwas rauskommt, ist noch gar nicht angekommen bei mir.“
Lediglich die griechische Favoritin Paraskevi Papahristou konnte mit 14,60 m Gierischs Weite knacken und holte damit Gold. Im letzten Versuch wackelte Gierischs Silber noch einmal, als die Spanierin Ana Peleteiro mit 14,44 m bis auf einen Zentimeter herankam.
Marie-Laurence Jungfleisch stand mit breitem Grinsen in der Kurve und schaute ganz entspannt dem Kampf um Gold zu – Bronze hatte die Hochspringerin schließlich schon in der Tasche: Nach so vielen vergeblichen Anläufen hat die Stuttgarterin ausgerechnet bei der Heim-EM in Berlin die ersehnte Medaille geholt. Neun Jahre nachdem Ariane Friedrich an gleicher Stelle das Olympiastadion begeistert hatte, tat es ihr Jungfleisch gleich.
„Es war richtig cool, die Unterstützung hier im Stadion hat mich richtig gepusht. Die Stimmung war gigantisch“, sagte Jungfleisch.
Der in Paris geborenen Schwäbin reichten bei einer nervenstarken Vorstellung im ersten Versuch übersprungene 1,96 m zum Platz auf dem Podium. Gold ging an Topfavoritin Maria Lassizkene. Die als neutrale Athletin startende Russin, Weltmeisterin 2015 und 2017, musste allerdings hart kämpfen, um die mit 2,00 m höhengleiche Bulgarin Mirela Demirewa zu bezwingen. Beide versuchten sich danach vergeblich an 2,04 m. sid/dpa