Mehr Information beim Videobeweis

Von der FIFA lernen

von Redaktion

Man muss die FIFA auch mal loben. Das mit dem Video Assistant Referee (VAR) bei der WM hat sie gut gemacht. Die Akzeptanz für die volkstümlich „Videobeweis“ genannte Kontrollmethode bei den Spielen in Russland war gut, weil der Weltverband sie freundlich inszenierte. Kleiner Kniff: In den Momenten vor dem Anpfiff schaltete die Bildregie in den Raum, in dem die Zusatzreferees vor den Bildschirmen saßen, sie trugen offizielle Kleidung (wie die Refs auf dem Spielfeld), es erklang feierliche Musik, an den Wänden stand im Design der WM „VAR Room“ – die Herren, die mittels elektronischer Hilfe die Entscheidungen der Kollegen draußen bewerteten, bekamen ein Gesicht, sie wurden als Teil des Ganzen wahrgenommen. Und nicht als anonyme Mächte, die „im Keller in Köln“ sitzen und dem Fußball Böses wollen – das Image des VAR im Bundesligabetrieb.

Die FIFA hat die Videoschiedsrichterei relativ transparent dargestellt, nach der WM-Vorrunde auch mal die Abläufe und Diskussionen unter den Kontrolleuren veröffentlicht. Auch das war richtig, und daran orientiert sich in der bald beginnenden Saison und bereits am Sonntag beim Supercup zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Bayern auch die Deutsche Fußball-Liga. Es wird ein Mehr an Information geben. „Situation/Überprüfung/Entscheidung“ – das sind die Textbausteine für die Einblendung auf den Videowänden. Gerade der Besucher im Stadion war bisher der Gelackmeierte gewesen, der ohne Information dagestanden und -gesessen war und den Eindruck hatte gewinnen müssen, dass er mehr vom Spiel hat, wenn er es im Fernsehen verfolgt. Er darf sich nun mitgenommen fühlen – wenigstens das. Vielleicht wird es die ganz großen Zorneswallungen auf den Rängen nicht mehr geben. Akzeptanz über allmähliche Gewöhnung, das ist der Weg, den die VAR-Promoter gehen.

Alle werden sie auch mit verbesserter Informationspolitik und fortan verlässlichen Abseitslinien nicht überzeugen. Dass der VAR-Eingriff dem Fußball auf der emotionalen Seite schadet, weil weder Akteure noch Zuschauer sich sicher sein können, ob Jubel, Entsetzen, Hoffnung oder Trauer bestehen bleiben – dieses Argument ist in der gesamten Diskussion das stärkste. Nicht zu widerlegen.

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