Premiere der European Championships

Charmante Alternative

von Redaktion

Die Abstimmung über die Attraktivität der European Championships erfolgte praktisch mit dem Einschaltknopf. Und sie fiel ziemlich eindeutig aus. Bis zu fünf Millionen Zuschauer schauten zu, wenn in Glasgow und Berlin in sieben Sportarten um EM-Medaillen gekämpft wurde. Das ist nicht unbedingt zu erwarten gewesen, und der Zuspruch, der sich auch in den Stadien in Form vollbesetzter Ränge offenbarte, bestätigte all jene, die auf einen sommerlichen Coup olympischer Sportarten gesetzt hatten. Die Grundidee war ja, in dem vom Fußball so sehr beherrschten Wettbewerb um mediale Aufmerksamkeit ein Zeichen zu setzen. Die Botschaft nach eineinhalb Wochen sportiver Dauerberichterstattung lautet ganz eindeutig: Ja, das Interesse ist da für die Fußball-Alternativen Leichtathletik, Schwimmen, Turnen, Rudern, Radfahren, Triathlon und Golf. Und sicher nicht verkehrt ist auch die Einschätzung, dass den kontinentalen Wettstreit ein Hauch von Olympia durchwehte. Es war eine charmante, von Kurzweil geprägte Premiere.

Doch welche Schlussfolgerungen sind nun aus diesem Kontrastprogramm zum Fußball zu ziehen? Gut denkbar ist, den Reigen der Sportarten noch zu erweitern. Diskutiert wird bereits über Beachvolleyball, Hockey und Volleyball. Nur gilt es dabei, nach der erfolgreichen Erstauflage der Championships nicht gleich über das Ziel hinauszuschießen. Ein sicher maßloses Unterfangen wäre es, auf kontinentalem Niveau eine Art Konkurrenzveranstaltung zu Olympia installieren zu wollen. Kostenexplosion und auch nur den Ansatz von Gigantismus gilt es unbedingt zu vermeiden. Zumal die European Championships ihren Reiz auch daraus schöpften, dass sie relativ überschaubar und unprätentiös waren. An diesem Muster sollten sich auch die Nachfolger orientieren.

Und wer weiß, vielleicht ist beim nächsten Mal bereits Berlin an der Reihe. Schließlich gibt es gute Argumente für den Vorschlag von Clemens Prokop, früherer DLV-Präsident und in Berlin OK-Chef der Leichtathletik-EM, eine Berliner Championships-Bewerbung zu starten. Bestätigte die Leichtathletik-EM doch einmal mehr, dass Deutschland ein exzellenter Gastgeber ist für internationale Sport-Großveranstaltungen. Und in Berlin wären auch bereits alle erforderlichen Sportstätten vorhanden. Wenn in Deutschland schon keine Olympischen Spiele durchsetzbar sind – dann vielleicht deren europäische Mini-Ausgabe.

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