Im Sommerschlussverkauf

von Redaktion

Rudy und Bernat werden als Bayern-Abgänge gehandelt – mit branchenüblichen skurrilen Blüten

VON ANDREAS WERNER

München – Domenico Tedesco wusste: leugnen ist zwecklos. Der Schalker Coach hatte sich erwischen lassen, es gab Fotos von seinem Besuch in München. Was er in der bayerischen Landeshauptstadt gemacht habe, verriet er nicht. Nur so viel: Der Besuch sei „ein Fall von Arbeit“ gewesen. So schön die Isarmetropole sei, er habe „nicht zum Vergnügen“ vorbeigeschaut.

In der Bundesliga kommt der Sommerschlussverkauf so langsam auf Touren, in München, das ist kein Geheimnis, können Interessierte Sebastian Rudy und Juan Bernat erwerben. Das Duo wird gehandelt – branchenübliche skurrile Blüten inklusive. Hasan Salihamidzic erklärte gestern Abend im Rahmen von Bayerns Testspiel beim Hamburger SV, er habe Rudy erlaubt, mit Schalke zu verhandeln. Und dennoch: Als die Fotografen Tedesco am Franz Josef Strauß Flughafen erwischten, wurde in Leipzig vermeldet, RB habe Rudy verpflichtet. Er käme für 15 Millionen Euro, hieß es, was Ralf Rangnick in seiner Doppelrolle als Trainer und Sportchef gleich einmal doppelt in Rage brachte. Da sei gar nichts dran, wetterte er: „Wenn ich irgendjemandem erkläre, der vorher noch nie was von Fake News gehört hat, dann ist das, was der SWR verbreitet hat, die Mutter aller Fake News im Fußball.“ Der Sender blieb allerdings bei seiner Darstellung: Es habe Gespräche gegeben – und auch schon eine Vertragsunterschrift. „Rudy wechselt nach derzeitigem Stand nicht zu Leipzig“, beharrte seinerseits Rangnick.

Der Grad der Entrüstung machte die Sache fast schon wieder verdächtig. Dass Rudy am Freitag bereits das Leipziger Trainingsgelände inspiziert hatte, dementierte Rangnick nämlich keineswegs. Abwegig wäre eine Veränderung des Mittelfeldallrounders von München zu RB nicht. Rangnick holte ihn 2010 vom VfB Stuttgart nach Hoffenheim, wo der 28-Jährige unter Julian Nagelsmann schließlich zum Nationalspieler reifte. Nagelsmann betreut RB ab dem kommenden Sommer. „Dass sowohl ich als auch Julian den Spieler kennen, ist bekannt“, sagte Rangnick, „dass er grundsätzlich ein Spieler ist, der in unsere Mannschaft passt, auch.“ Das gelte jedoch auch für einige andere.

Bei Schalke wäre hingegen eine Verpflichtung von Bernat wahrscheinlicher. Während die Leipziger in Naby Keita einen zentralen Mittelfeldmann ersetzen müssen, ist die Mitte in Gelsenkirchen mit Neuzugang Omar Mascarell, Benjamin Stambouli und Nabil Bentaleb gut besetzt. Manager Christian Heidel bestätigt aber, auf der Position des linken Außenverteidigers Bauchschmerzen zu haben. Da liefen „konkrete Gespräche“. Die Spur könnte allerdings auch nach Augsburg führen, wo der hochtalentierte Philipp Max eine Alternative wäre. Sein Papa Martin Max stürmte einst auch schon im königsblauen Dress. Bernat konnte sich in seinen vier Jahren München nie durchsetzen, der Augsburger wäre sicher eine interessantere Option. Nach dem Verkauf von Thilo Kehrer für 37 Millionen Euro an Paris St. Germain haben die Schalker plötzlich neue Werbemöglichkeiten.

In München sehen die Bosse das Buhlen der Konkurrenz gelassen. Man muss keinen abgeben, nur wenn einer unzufrieden ist und auf einen Abschied drängt, wäre man im Zweifel gesprächsbereit. Doch angesichts der Konkurrenzsituation sind die Aussichten auf Einsätze bei Rudy und Bernat überschaubar. So schön die Isarmetropole ist, auch sie sind nicht nur zum Vergnügen da. Gut möglich, dass auch sie bald am Flughafen erwischt werden, wie sie in den Flieger in die Ferne steigen. Der Sommerschlussverkauf endet am 31. August.

Artikel 1 von 11