Beförderung für Lahm

Logischer Einstieg

von Redaktion

Es gibt wohl kaum einen Fußball-Profi, der seine Karriereschritte so konsequent und weitsichtig plant – oder durch seinen Berater planen lässt – wie Philipp Lahm. Ein Angebot aus Spanien lehnte er einst ab und blieb lieber beim FC Bayern, weil er dort bessere Chancen sah, Macht und Einfluss zu bekommen. Etwas später gab er ein unautorisiertes Interview, in dem er mit einer zackigen Systemkritik am deutschen Rekordmeister sein Profil schärfte. Das Kapitänsamt beim DFB, das er wegen der Verletzung von Michael Ballack bei der WM 2010 erst einmal nur vorübergehend übertragen bekommen hatte, reklamierte er während des Turniers mit sanftem Nachdruck für sich – und wusste dabei die Mehrheit der Nationalspieler hinter sich. Den Posten des Sportdirektors beim FC Bayern lehnte er ab, weil er seine eigenen Ideen umsetzen wollte und nicht die von Uli Hoeneß.

Lahm als einen Machtmenschen zu bezeichnen, ist nicht falsch, aber eben auch nicht ganz richtig. Denn er hat sich einerseits stets stark gemacht für flache Hierarchien, seine Mannschaften nach außen hin nie autoritär geführt, sich als Teamspieler verstanden und den skandalfreien Anführer gegeben. Aber andererseits behielt er dabei stets seine Interessen im Blick. Das waren als aktiver Spieler Titel und Trophäen, aber auch Einflussnahme gehörte dazu. Und jetzt, da er seit gut einem Jahr seine Fußball-Karriere beendet hat, ist die Zeit reif für die nächsten Schritte.

Sein Einstieg beim DFB ist logisch und auch der war gut vorbereitet. Dass er als Fernsehexperte während der WM eher weichgespülte Analysen vortrug (was zum Teil an den banalen Fragen lag), war wohl genauso Kalkül wie seine Kritik im Anschluss, als sich bei der Aufarbeitung des Debakels DFB-Verantwortliche blamierten. Als der Ruf nach mehr sportlicher Kompetenz laut wurde, musste Lahm den Finger gar nicht mehr groß heben.

Lahm tritt nun also in die Fußstapfen von Franz Beckenbauer. Und selbst wenn Deutschland den Zuschlag für die EM – wider Erwarten – nicht bekommen und sich der Job des OK-Chefs erledigen sollte, ist der Weg vorgezeichnet. Der nach oben jedenfalls.

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