Der deutsche Fußball und die Fans

In den Kurven lesen

von Redaktion

Am ersten Spieltag der Saison 2017/18 kam der Protest in jedem Stadion auf den Deutschen Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga, auf DFB und DFL, zu. Schön abgesprochen in allen Kurven, in denen sich die Fanszene sammelt: Plakate, auf denen mit den Großkopferten des Profifußballs abgerechnet wurde. Der Slogan „Fick dich, DFB“ war natürlich mehr als die eine Spur zu hart – doch die Themen, die auf den Bannern daneben angesprochen wurden, waren solche, über die man seriös debattieren kann. Braucht es Montagsspiele in der Bundesliga? Warum ist die WM-2006-Affäre noch nicht anständig aufgearbeitet? Sind DFB-Funktionäre überhaupt integer genug, um über Stadionbesucher und Fans richten zu können (wie sie es bisweilen mit Verboten tun)?

Die simplen Choreografien haben vor einem Jahr einiges bewirkt. Der DFB sprach keine neuen Stadionverbote aus und zeigte sich zum Dialog bereit. Man hat danach von einem Treffen gehört, auf dem DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch mit Ultra-Gruppen sprach. Danach hat man nichts mehr gehört, in den Kurven tauchten weiter kritische Plakate auf, ins Visier der Fans geriet vor allem die Handhabung des Videobeweises. Erst jetzt wieder, kurz vor Anpfiff der neuen Saison in der ersten Liga, vernimmt man wieder was in der Causa – und zwar: Der Zusammenschluss der Fanszenen in Deutschland hält eine Fortführung des Dialogs derzeit für nicht sinnvoll. Es hat sich nichts bewegt.

Schade. Man ist also nicht vorangekommen in diesem einen Jahr. Dass in den vergangenen zwei, drei Monaten nichts geschehen ist, mag man verstehen. Ab Mai stand alles Fußball-Handeln im Zeichen der WM, ab Ende Juni alles im Zeichen der Aufarbeitung des frustrierenden deutschen Abschneidens. Das hat die führenden Kräfte in Verband und Liga gebunden.

Allerdings steht die Art der Krisenbewältigung in Sachen Nationalmannschaft eben auch dafür, wie die höheren Instanzen grundsätzlich handeln. Allenfalls in Teilkorrekturen, es geht immer mehr um den Erhalt von dem, was man kennt, selten um Änderung. Es mutet nach Halbherzigkeit und Aussitzen an. So auch im Umgang mit Fan-Themen.

Priorität bei DFB (und DFL) hat derzeit, dass die Nationalmannschaft wieder funktioniert und man Ende September die EM 2024 zugesprochen bekommt – was den aktiven Fans des Vereinsfußballs wohl gar nicht so am Herzen liegt. Sie haben andere Anliegen – man wird es ab Freitag in den Kurven lesen.

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