„Vertrauen in Löw und Bierhoff“

von Redaktion

Bundestrainer und Superminister erklären sich vor den Managern der Bundesliga

Von Günter Klein

Frankfurt/München – Krisengipfel in Frankfurt, mal wieder einer. Aber diesmal nicht draußen im Stadtwald, an der Otto-Fleck-Schneise, wo gegenüber der Commerzbank-Arena der DFB seinen Sitz hat. Am Dienstag fuhren die maßgeblichen Leute in der Frankfurter Innenstadt vor, in der Straße, über der die Zwillingstürme der Deutschen Bank wachen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ist vor ein paar Jahren hierher gezogen, um auch räumlich zu untermauern: Sie ist nicht identisch mit dem Deutschen Fußball-Bund. Sie ist die Profiabteilung. Sie passt gut ins Bankenviertel.

Drei Stunden mussten Nationalmannschafts-Manager und DFB-Superminister Oliver Bierhoff sich zur Lage erklären – nur eben vor einem anderen Publikum als sonst. Angereist war eine Auswahl an Bundesliga-Managern und Führungskräften: Stefan Reuter (Augsburg), Michael Preetz (Berlin), Matthias Sammer und Hans-Joachim Watzke (Dortmund), Fredi Bobic (Frankfurt), Rudi Völler (Leverkusen), Max Eberl (Mönchengladbach), Karl-Heinz Rummenigge (FC Bayern), Christian Heidel (Schalke), Jörg Schmadtke (Wolfsburg) – die „DFL-Kommission Fußball“ und die Vertreter der besten fünf deutschen Vereine gemäß Ranking der UEFA. Für den DFB kamen Präsident Reinhard Grindel, Generalsekretär Friedrich Curtius sowie Horst Hrubesch und Joti Chatzialexiou, die Quasi-Sportdirektoren. Gastgeber war die DFL mit Reinhard Rauball, dem Präsidenten des Ligenvervands, seinem Stellvertreter Peter Peters und Geschäftsführer Christian Seifert.

Konkrete Ergebnisse wurden nicht vermeldet, als Rauball und Grindel sich Seite an Seite vor der DFL-Zentrale vor Kameras und Mikrofonen positionierten. Es ging darum, dieses Bild des Nebeneinanders, der Einigkeit und den Eindruck zu schaffen, dass mit einer Stimme gesprochen wird. Die Botschaft war dann die erwartete. Rauball: „Wir haben Joachim Löw und Oliver Bierhoff das Vertrauen ausgesprochen.“ Grindel: „Der DFB und die DFL ziehen an einem Strang. Das war der intensivste Austausch, den wir in der jüngeren Vergangenheit gehabt haben. Wir waren noch nie so eng zusammen.“ Dann wieder Rauball: „Ich glaube, es hat sich gelohnt.“

Bierhoff und Löw erläuterten „dezidiert ihre Pläne für den Turnaround“, so Rauball. Es ist kein Geheimnis, dass dem Leiter der DFB-Akademie und dem Bundestrainer etliche Defizite, die sich in der Weltmeister-Bequemlichkeit eingeschlichen hatten, schon länger bekannt waren. Dass es kaum Außenverteidiger gibt, kaum Mittelstürmer und praktisch keine Spieler, die sich in Eins-gegen-eins-Situationen mit Spritzigkeit und Kreativität durchzusetzen vermögen – die Nachwuchsleistungszentren der Bundesliga haben sich ihre 17-jährigen Talente zuletzt vermehrt aus dem Ausland geholt. Produziert hat der deutsche Fußball Heerscharen von zentralen Mittelfeldspielern und Innenverteidigern. „Wenn wir U 15, U 17, U 19 sehen, haben wir Sorge, wir müssen an die WM 2022 und die EM 2024 denken“, sagt Rauball. „Joachim Löw wünscht sich wieder Spezialisten“, erklärt Grindel. Eine Forderung des Bundestrainers sei: „In der Ausbildung Vielfalt zulassen.“

Sie wollen sich besser austauschen, die Liga und die Führung der Nationalmannschaft, die zu selbstherrlich geworden ist in den vergangenen Jahren. Der Dialog, so kündigte DFB-Präsident Grindel an, „wird in unterschiedlichen Formaten fortgeführt“. Am Freitag erzählen Löw und Bierhoff alles noch einmal dem DFB-Präsidium, Mittwoch nächster Woche dann der Öffentlichkeit. Dazu gibt’s den ersten Kader nach der WM.

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