Qualitätsverlust der Bundesliga

Rasender Fußball-Zug

von Redaktion

Es gibt kaum jemanden im deutschen Profi-Fußball, der in den vergangenen Tagen seine Meinung über die Entwicklung der Bundesliga nicht kund getan hätte. Aktuelle Manager und Trainer ebenso wie die üblichen Protagonisten und Vertreter einer Zeit, als ausländische Spieler in einer Clubmannschaft noch die Ausnahme waren. Fast alle malten ein düsteres Bild. Der frühere Bundestrainer Berti Vogts fürchtet, dass die Bundesliga nicht mehr ernst genommen wird. Hannovers Präsident Martin Kind hat von einem „immer schneller rasenden Fußball-Zug“ gesprochen, der an Deutschland vorbei rausche. Und Ralf Rangnick, Sportdirektor und Trainer bei RB Leipzig in Personalunion in dieser Saison, warnt vor einem „Friedhof der Erinnerung“, auf dem Clubs aus Rücksicht auf die Traditionspflege landen könnten.

Womöglich wären die Urteile nicht ganz so vernichtend ausgefallen, hätte die Nationalmannschaft ein besseres Bild bei der WM abgegeben. Den tatsächlich hinkt die Bundesliga nicht erst seit diesem Jahr hinterher. England und Spanien enteilen allerdings immer weiter, und mittlerweile hat sich auch Italien nach den Skandal-Jahren wieder gut erholt und kann sich nun einen 117 Millionen teuren Superstar wie Cristiano Ronaldo leisten. In Frankreich muss das von Katar mit Scheich-Milliarden gepäppelte Paris St. Germain nur wegen des Financial Fairplay ein wenig rechnen.

Und in Deutschland? Da spart der Krösus FC Bayern in dieser Saison, hat keinen Cent Ablöse ausgegeben, um vielleicht im nächsten Jahr wieder mitmischen zu können. Nicht bei den ganz Großen, aber vielleicht bei jenen Spielern in der Premier League, die dem Kaufrausch zum Opfer fielen. Wer lieber spielt, statt mit dickem Gehalt auf der Bank zu sitzen, nimmt womöglich Abstriche in Kauf beim Geld, denn noch sind die Bayern international konkurrenzfähig. Die Fans wollen einerseits den Erfolg, sie wollen Titel und Trophäen bejubeln, auf der anderen Seite kritisieren sie die zunehmende Distanz der Clubs. Die Generierung höherer Einnahmen forciert zwar die Entfremdung von der Basis, aber ist vermutlich der einzige Weg, um in Europa nicht nicht dauerhaft den Anschluss verlieren. Ein Dilemma, das nicht einfach zu lösen ist.

Artikel 1 von 11