München – Kingsley Coman war in Schwung, fast wie kein Zweiter auf dem Platz. Der 22-Jährige umkurvte die Hoffenheimer Verteidiger reihenweise spektakulär, er machte seinem Spitznamen „Rakete“ alle Ehre, bis kurz vor dem Pausenpfiff war er der personifizierte Fluch der Karibik für die Gäste aus dem Kraichgau. Er wolle das Flair seiner Wurzeln in Guadeloupe ins Spiel des FC Bayern einbringen, hatte er im Interview mit dieser Zeitung erklärt, und er schien seinen Worten Taten folgen lassen zu wollen. Nach gut 40 Minuten aber war der Spuk (aus Sicht der Hoffenheimer) schon wieder vorbei. Das Verletzungspech bleibt dem Franzosen, der in seinen drei Jahren in München noch nie lange dem Lazarett ferngeblieben ist, treu. Gestützt von den Physios humpelte er in die Kabine. Schade um den Schuss Karibik, der der Partie bis dahin sehr gut getan hatte.
Die Anhänger applaudierten voller Mitleid, und mit ein bisschen mehr Abschlussglück hätte er sich auch trotz des drastisch verkürzten Arbeitstages wenigstens mit einem Treffer in die Zwangspause verabschiedet; nach 36 Minuten hatte er Kevin Vogt erst mit einem Tunnel versetzt und dann den 16er erstürmt. Seinen Schuss parierte Oliver Baumann und klagte danach über Schmerzen im Handgelenk, weil der Ball so hart getreten worden war. Kurz darauf blieb Coman dann nach einer nachhaltigen Grätsche von Nico Schulz im Rasen hängen. Er signalisierte sofort: „Das war’s!“ Der Franzose kennt sich aus mit Verletzungen, seine Krankenakte umfasst schon einige Seiten.
Für den Jungprofi kam Arjen Robben in die Partie, der in der Pause noch ein paar Extra-Aufwärmübungen absolvierte, da er vor dem Halbzeitpfiff so hurtig reingeworfen wurde. Der Niederländer hatte sich unvermittelt auf der Bank wiedergefunden, nachdem er in der Vorbereitung in der Regel den Vorzug erhalten hatte. Die Fans sangen bereits während seiner Aufwärmeinheiten seinen Namen, er selbst befeuerte diesen Zuspruch von den Rängen dankbar mit Applaus und Daumen-hoch-Gesten. Für diese Saison ist Arbeitsaufteilung auf den Flügeln ausgerufen worden, den ehrgeizigen Robben schmeckt das nicht so, aber er musste sich fügen.
Der 34-Jährige verpasste in der 54. Minute gleich die Riesenchance, früh für klare Verhältnisse zu sorgen; er zirkelte den Ball knapp daneben. In der Schlussphase avancierte er endgültig zum Helden – nach einigen vergeblichen Anlaufen schoss er das 3:1. Jungstar raus, Altstar top – für die Gegner bleibt’s ein Fluch.