München – Am Freitagmittag spazierten zwei kleine Nachwuchskicker mit ihren großen Sporttaschen über das Trainingsgelände des TSV 1860. Sie steuerten auf die Kabinen zu, blieben aber auf einmal am Zaun des Hauptplatzes stehen. Sie freuten sich über ihre Entdeckung, ließen ihre Taschen fallen – und schauten mit großen Augen zu, wie Julian Nagelsmann vor ihnen über den Rasen schlenderte.
Ein paar Meter weiter sagte Daniel Bierofka, der Cheftrainer des TSV 1860: „Er hat sich hier sehr heimisch gefühlt.“ Das war natürlich auf Nagelsmann bezogen, den Bundesligatrainer der TSG Hoffenheim, der „noch sehr verbandelt ist mit Sechzig“, wie Bierofka erzählte, weshalb er für sich und seine Kicker wenige Stunden vor dem ersten Saisonspiel beim FC Bayern auch den Trainingsplatz in der Grünwalder Straße zum Anschwitzen ausgesucht hatte. Ein Plausch mit Bierofka, ein paar Minuten auf dem Rasen, dann war er wieder weg. Bierofka sagte: „Es war sehr nett.“
Das kurze Zusammentreffen mit Nagelsmann lenkte Bierofka aber nur kurz ab von jenen Herausforderungen, die sein Team gerade in der 3. Liga erwarten. An diesem Samstag (14 Uhr) treten die Löwen beim VfR Aalen an, den Bierofka für eine „ordentliche Drittligamannschaft“ mit „gutem Kader“ hält. Er sieht aber eben auch eine gute Chance, im fünften Spiel den zweiten Sieg einzusammeln.
Die Rückschläge der vergangenen Wochen mit den vielen späten Gegentoren haben Bierofka und seinen Trainerstab jedoch ins Grübeln gebracht: Sie wollen mehr Ballbesitzphasen in das Löwen-Spiel integrieren – ohne aber ihr flottes Umschaltspiel aufzugeben. „Ich stehe für einen speziellen Spielstil und den werde ich garantiert nicht ändern“, sagte Bierofka, redete dann aber über „die Selbstverständlichkeit, den Ball mal in den eigenen Reihen zu halten“. Im Training klappe das hervorragend, nur: „Es unter Stress abzurufen, ist das Entscheidende.“
Wie sich die Profis in den stressigen Wochen verhalten könnten, macht ihnen gerade ihr Trainer vor. Den Großteil der vergangenen Woche hat er mal wieder in der Sportschule in Hennef verbracht, was für ihn nicht immer einfach ist. Er sagt mit Blick auf die Doppelbelastung der Ausbildung aber: „Ich habe eine große Batterie.“
Und noch immer viel Humor. Am Freitag berichtete er von einem Trainingsspiel in Hennef, das die Schüler gegen ein Kreisliga-C-Team absolviert hatten. Bierofka, der „natürlich von Beginn an“ spielte, holte einen Elfmeter heraus und erzielte noch ein Tor. „Wie früher“, sagte er, „nach innen gezogen, dann mit rechts ins kurze Ecke.“ Sowieso sei er „richtig gut drauf“ gewesen. Sein Team siegte 10:1. „Vielleicht“, sagte Bierofka, „schneide ich daraus noch was zusammen für meine Außenbahnspieler.“