Die üblichen Helfer

von Redaktion

Der TSV 1860 besiegt Energie Cottbus – weil er sich mal wieder auf die Standards und Adriano Grimaldi verlassen kann

von Christopher meltzer

München – Als sich das Bündel von Fußballern entknotet hatte, tauchte zuerst Adriano Grimaldi auf. Er rannte im Strafraum los – und fast alle Spieler des TSV 1860 folgten ihm. Grimaldi, der Stürmer, klopfte sich auf die Brust, lachte, ruderte mit den Armen. Und weil der Ball im Tor schlummerte, durfte man davon ausgehen, dass er in dieser 33. Minute sein eigenes Werk feierte. Ein paar Momente später rief 1860-Stadionsprecher Stefan Schneider dann den Torschützen aus, bejubelte aber eben nicht Grimaldi, sondern Simon Lorenz. Das stimmte dann zwar auch nicht – Claus-Dieter Wollitz, den Trainer von Energie Cottbus, dürfte es in dem Moment aber sehr geärgert haben.

Wenn Lorenz im Angriff mitmischt, steckt dahinter meistens keine schicke Passreihe. Er ist Innenverteidiger und schleicht sich nur dann in den fremden Strafraum, wenn sich ein Eck- oder Freistoß anbahnt. Das war in der 33. Minute nicht anders. Lorenz war nah dran, als Cottbus’ Daniel Stanese den Ball ins eigene Tor spitzelte. Der TSV 1860 siegte am Freitagabend dann ziemlich souverän mit 2:0 (1:0). Doch es passte ganz gut, dass ein Freistoß den Erfolg einleitete.

Nun zu Wollitz: Der Trainer hatte vor dem sechsten Drittligaspiel noch die Standardstärke der Löwen hervorgehoben. „Aktuell ist 1860 München die beste Standardmannschaft“, sagte er. „Sechs Tore aus Standards von elf – das ist ein Statement.“ Den siebten Treffer dieser Art konnte er trotzdem nicht verhindern.

Es gehört gerade zu den Qualitätsmerkmalen der Löwen, ihre Konkurrenten mit Standards unter Zugzwang zu setzen. 13 Tore haben sie nun schon eingesammelt, obwohl sie im Angriff nicht immer glänzten. Im Duell mit Cottbus war es ein Freistoß.

1860-Trainer Daniel Bierofka setzte im Mittelfeld auf Daniel Wein (rechtzeitig fit) und Alessandro Abruscia (zwei Tore in Aalen), im Angriff flankierte er Adriano Grimaldi mit den flinken Marius Willsch und Nico Karger. Sascha Mölders wurde nur eingewechselt. Schon in den ersten Minuten war der Grund zu erahnen. Willsch und Karger waren offensichtlich dazu aufgefordert, Cottbus’ Innenverteidiger stets im Sprint anzulaufen. Das können sie besser als Mölders.

„Wir mussten für diesen Sieg leiden“, sagte Bierofka – und meinte damit die Verletzung von Torhüter Hendrik Bonmann, der in der zweiten Halbzeit mit Knieproblemen ausgewechselt werden musste. Es fühle sich nicht so schlimm an, sagte Bonmann hinterher, beklagte aber einen instabiles Gefühl: „Wenn man nicht schießen kann, bringt das nichts, wenn man drinbleibt.“

Doch es gab ja noch Adriano Grimaldi. An diesem Abend zeigte sich mal wieder, warum Bierofka ihn so schätzt. Er behauptete den Ball oft mit Körperkontakt, manche erlief er ihn auch. Er muss viel einstecken, teilt aber auch aus. Mit den Cottbuser Verteidigern geriet es besonders oft aneinander, kurz vor der Pause löste er ein Gerangel aus. Das beeinflusste seine sportliche Leistung freilich nicht. Den Freistoß vor dem 1:0 holte er heraus, sein Meisterstück zeigte er aber in der 59. Minute. Mit einem feinen Steilpass spielte er Nico Karger frei, der Cottbus’ Torhüter Avdo Spahic tunnelte. Karger jubelte vor der Westkurve. Doch die meisten Löwenspieler feierten das Tor an der Mittellinie – mit Adriano Grimaldi.

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