Ronaldo boykottiert UEFA-Ehrung

Wenn Weltstars bocken

von Redaktion

Das Ego eines Fußballers ist ein fragiles Gebilde, nichts erschüttert es heftiger als eine unerwartete Niederlage. Auch als globaler Star kann man da die Fassung verlieren, so wie Franck Ribery, der Anfang 2014 vergeblich auf die Ernennung zum Weltfußballer hoffte. Als Einziger war er davon ausgegangen, es ginge tatsächlich um sportliche Aspekte, nicht um die Strahlkraft kickender Weltmarken. Fatalerweise hießen seine Konkurrenten Ronaldo und Messi, die Kommerzikonen schlechthin. Ribery wurde Dritter und ergriff umgehend die Flucht.

Stilvoll war das damals nicht, aber irgendwie nachvollziehbar und allemal besser als das Gebaren Cristiano Ronaldos am Donnerstag. Der Portugiese war zwar zur Ehrung von Europas Fußballer des Jahres angekündigt, erschien dann aber erst gar nicht, als sich herumsprach, dass das Votum diesmal tatsächlich auf sportlichen Kriterien basierte. Gegen den Sieger – Ronaldos langjährigen Teamkollegen Luka Modric – lässt sich objektiv nichts einwenden. Außer halt, dass er nicht Cristiano Ronaldo heißt.

Der Kroate war vergangene Saison nicht nur unverzichtbarer Taktgeber bei Real Madrid, sondern auch Herz und Hirn der kroatischen WM-Kampagne. Die endete erst im Finale und damit drei Spiele später als für die Portugiesen. Diesen Umstand in die Bewertung einfließen zu lassen, wäre eine Selbstverständlichkeit. Wenn es hier nicht um Fußball ginge.

Man hört immer wieder, was für ein fabelhafter Profi dieser Ronaldo ist. Gewissenhaft, fleißig, über alle Maßen diszipliniert. Wenn aber die Welt es wagt, seine Einzigartigkeit in Frage zu stellen, weil etwa ein anderer das Champions League-Finale entscheidet (wie zuletzt Gareth Bale), verliert er jede Souveränität. Dann bockt er wie ein Kind und drängt sich in den Mittelpunkt, kündigt seinen Abschied an und bemerkt die Peinlichkeit der Aktion gar nicht.

Sein neuer Klub Juventus Turin hat sich sofort hinter ihn gestellt. Der Ärger sei normal. Den Italienern bleibt gar nichts anderes übrig, als so einen Unsinn zu verbreiten. Sie haben viel Geld bezahlt für Ronaldo und sein Ego. Sie müssen es pflegen.

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