New York – Viel schneller als Dominika Cibulkova kann man nicht aus dem Stand rücklings auf dem Boden landen und dann gleich wieder in der Senkrechten sein. Das ging zackzack. Angelique Kerber sah nicht mehr hin; sie machte sich auf den Weg zum Netz, um der Slowakin zu gratulieren. Der Handschlag als Ende, normalerweise verbunden mit den Worten „gut gespielt“. Das traf auf die Siegerin mit Sicherheit zu, auf Kerber hingegen nur mit Einschränkungen. Sechs Wochen nach ihrem Wimbledonsieg verlor sie in der dritten Runde der US Open (6:3, 3:6, 3:6) vor allem deshalb, weil sie es nicht schaffte, in den entscheidenden Phasen mehr Gas zu geben.
Nach solidem Beginn ließ sie sich von der ebenso explosiven wie extrovertierten Gegnerin aus dem Spiel drängen. Wie schon in der Runde zuvor gegen Johanna Larsson aus Schweden spielte sie in vielen Passagen nicht aggressiv genug. Sie spürte es und wusste es und konnte trotzdem nichts dagegen machen. „Ich hab alles versucht, hab es aber nicht geschafft, aggressiver zu sein als sie“, gab sie hinterher zu.
Natürlich hatte sie sich für das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres mehr erhofft, unabhängig von der etwas holprigen Vorbereitung bei den Hartplatzturnieren in Kanada und den USA; nach dem Triumph in Wimbledon gehörte sie in New York zu den Favoritinnen. Doch es ist keine Kleinigkeit, nach einem solchen Sieg, dem Sehnsuchtsziel ihrer Karriere, zur Tagesordnung überzugehen.
Alles in allem steht sie nach dem letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres mit gut gefüllten Händen da. „Ich würde sagen, die Bilanz ist nicht so schlecht“, meinte sie zum Abschied. Viele Leute hätten ihr ein solches Jahr nach den Rückschlägen von 2017 sicher nicht zugetraut. Und wie hatte es am Anfang mit ihrer eigenen Zuversicht ausgesehen? „Ich hab mir das schon zugetraut, sonst wäre das ja gar nicht gegangen.“
Zum Schluss blieb die Frage, welches Spiel das Louis Armstrong Stadion mit den Favoritinnen treibt. Die Nummer eins der Welt, Simona Halep, verlor als Erste in der neuen Arena, es folgten Caroline Wozniacki (2), Kerber (4), Petra Kvitova (5) und Garbiñe Muguruza (12). Damit steht fest, dass es auch dieses Jahr wie 2017 vier verschiedene Grand Slam-Siegerinnen geben wird. Einen solchen Reigen über zwei Jahre erlebte das Frauentennis seit 80 Jahren nicht mehr. dh