München – Als er merkte, dass sein Knie nicht mehr hielt, plumpste Hendrik Bonmann einfach auf den Rasen. In seinen Handschuhen formte er zwei Fäuste, hämmerte sie ins Gras. Ein Schrei noch, dann blieb er auf dem Rücken liegen. Der Schiedsrichter pfiff, die Helfer des TSV 1860 rannten aufs Feld. Ein paar Minuten später humpelte Bonmann mit ihnen zurück zur eigenen Bank. Die Betreuer redeten auf ihn ein, tätschelten ihn, aber der Torwart wollte sich nicht aufheitern lassen, das verriet sein Gesicht. Er ahnte an diesem Freitagabend wohl schon, was die MRT-Bilder am Samstagmorgen bestätigten: Teileinriss des Innenbandes im Knie, drei bis vier Wochen Pause.
Als die Fans des TSV 1860 am späten Freitagabend das Grünwalder Stadion verließen, schwärmten sie vom souveränen 2:0 gegen Energie Cottbus, den sie gerade gesehen hatten. Immer wieder besangen sie Adriano Grimaldi, den fleißigen Stürmer, der den Freistoß vor dem 1:0 (33., Eigentor) herausholte und das 2:0 (59., Nico Karger) mit einem feinen Pass vorbereitete. Über die Verletzung ihres Torhüters redeten sie aber kaum – dabei hat sie doch das Potenzial, die Torhüterdiskussion neu zu entfachen.
Der Unfall passierte in der 48. Minute. Bonmann versuchte, einen Eckball abzufangen und geriet dabei ins Getümmel. Hinterher sagte er: „Eigentlich war es ein Foul.“
Und obwohl sich sein Knie instabil anfühlte, hielt Bonmann noch sechs Minuten durch. Dann plumpste er auf den Rasen – und 1860-Trainer Daniel Bierofka musste Marco Hiller einwechseln. „Wenn man nicht schießen kann, bringt das nichts, wenn man drinbleibt“, sagte Bonmann. Das wollte er aber erst nicht einsehen – was zusammen mit den Schlägen auf dem Rasen darauf hindeutete, wie schwer ihm das Aufgeben fiel.
Sein Frust ist gut zu verstehen. Daniel Bierofka hat Bonmann, 24, erst in diesem Juli zur Nummer eins ernannt. Er setzte Marco Hiller, den Aufstiegskeeper, auf die Bank, der in der vergangenen Regionalliga-Saison noch den Vorzug vor Bonmann erhalten hatte. In den Sommermonaten bewertete Bierofka seine Torhüter aber neu – und entschied: In der Liga spielt Bonmann, im Pokal Hiller. Der Trainer betonte damals zwar, dass er sich nicht für alle 38 Spiele festgelegt habe („weiter ein offener Kampf“), doch Bonmann überzeugte. Am Freitagabend betonte Bierofka: „Er war seit Wochen sehr gut im Training.“
Jetzt fehlt ihm Bonmann aber. Aus sportlicher Sicht kann Bierofka froh sein, dass er noch immer Marco Hiller hat, einem Torhüter, dem er vertraut. Wie aber entscheidet er, wenn Bonmann zurückkehrt? Setzt er Hiller wieder auf die Bank, wenn 1860 weiter gewinnt? Die Torhüterdiskussion scheint neu entfacht.
Übrigens: Am Freitag erreichten Bonmann und Hiller als Team, was ihnen in dieser Saion alleine noch nicht gelungen war. Sie spielten in einem Pflichtspiel zu Null.