München – Torte am Abend, nach 20 Uhr? Kony Abeltshauser, Verteidiger des EHC München, lud sich ein Stück des sichtbar schwer schokoladenhaltigen Gebäcks auf den Teller, als er noch die Reste seiner Eishockey-Montur trug. Die ernährungsphysiologische Grenzüberschreitung konnte aus zwei Anlässen durchgehen. Der erste war der 26. Geburtstag des Parade-Oberbayern. „Ich hab’s nicht gemacht, ich hab’s gekriegt“, sagte er zur Torte, „da schmeckt’s noch besser.“ Der zweite Grund, es sich gutgehen zu lassen: der Zwischenstand in der Champions Hockey League. Das erste Wochenende ist gespielt, der EHC und Abeltshauser haben zweimal gewonnen: 4:3 gegen Yunost Minsk 5:1 gegen den TPS Turku.
Abeltshauser war wegen seines Geburtstags der bei den Fans für die Hinterher-Feier gefragte Mann, aber nicht der eigentliche Hauptdarsteller des Abends. In tragenden Rollen vielmehr: die Neuzugänge Trevor Parkes, Justin Shugg und John Mitchell sowie die bereits seit einiger Zeit in München tätigen Derek Joslin und Mads Christensen. Sie bilden eines der „special teams“, sie sind die erste Wahl fürs Spiel in Überzahl, wenn die gegnerische Mannschaft eine Strafe verbüßen muss. Der zweite Block besteht aus Michael Wolf, Patrick Hager, Mark Voakes, Yannic Seidenberg und Frank Mauer, doch diese auch illustre Crew kam am Sonntag gegen Turku kaum zum Zug, weil die anderen fünf schon alles erledigten. „Das habe ich noch nie erlebt“, sagte Mads Christensen, der drei der fünf Powerplay-Tore erzielte.
Trainer Don Jackson hat eine Formation gefunden, in der es einfach passt (Justin Shugg und Trevor Parkes waren vor zwei Jahren schon für das ligabeste Powerplay, damals noch in Augsburg, zuständig gewesen). Er weiß aber auch: Es war auch ein glücklicher Tag. „Gute Schüsse, lauter Rebounds“, meinte er. Keinesfalls wollte er übersehen, dass dieses Spiel gegen TPS Turku ein zweites Ergebnis hatte. Das Schattenresultat lautete 0:0. So wäre es ohne Überzahltreffer ausgegangen. „Es war ziemlich ausgeglichen“, befand der Meistercoach, für den nicht nur die Powerplay-Maschine herauszustellen war. „Danny Aus den Birken war herausragend, er hat die Finnen gestoppt“, lobte er seinen Torhüter, für den es derzeit keine Entlastung gibt. Kevin Reich, die Nummer zwei, fehlte im bisherigen Saisonverlauf (zwei Testspiele, zweimal Champions League) mit „leichter Verletzung“.
Der EHC hat sich nach den Pleiten beim Salute-Einladungsturnier in Garmisch-Partenkirchen (1:4 gegen Bern, 1:8 gegen Sparta Prag) gefangen. Konrad Abeltshauser erklärt es mit der fortgeschrittenen Eingewöhnung der Neuen: „Wir spielen ein aggressives System. Wenn da nur einer falsch steht, fällt alles auseinander, dann brennt es lichterloh.“ Viel Videoarbeit hat geholfen. „Manchmal gibt’s sogar in der Drittelpause Clips“, so Abeltshauser, der damit rechnet, dass Turku sich vor dem Rückspiel am Donnerstag (18 Uhr) mit dem EHC intensiv auseinandersetzen wird: „Vor allem mit unserer Überzahl.“
Turku am Donnerstag, Minsk am Sonntag – der EHC geht auf Reisen. Mit Matt Stajan, dem kanadischen Neuzugang? Der traf vorgestern in München ein. „Seine Frau und er haben gerade ein Baby bekommen“, verweist Don Jackson auf die besonderen Lebensumstände des 34-Jährigen. Da wird er nicht drängen, dass Stajan sofort auf dem Eis eingreift und schon die CHL-Reise in den Norden und Osten Europas mitmacht. „Wann sein erstes Spiel sein wird, kann ich noch nicht sagen.“