Premiere der Nations League

Mehr als nur Prestige

von Redaktion

Mit der Nations League verhält es sich wie mit vielen Neuheiten. Als die Einführung des vom damaligen UEFA-Präsidenten Michel Platini protegierten Wettbewerbs mit 55 Teilnehmern 2014 beschlossen worden war, hatte es erst einmal massive Kritik aus der Fußball-Branche gegeben. Der Modus sei viel zu kompliziert und die zusätzliche Belastung im ohnehin schon dicht gedrängten Terminkalender vor allem der Top-Ligen ein Ärgernis, hieß es überall in Europa. Bei der Nations League zeigten sogar Dortmunds Boss Hans-Joachim Watzke und Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge seltene Einigkeit. Es handle sich um einen Wettbewerb, fanden beide, denn niemand braucht.

Aber oft verliert das Unbekannte irgendwann seinen ganz großen Schrecken. Bei der Nations League ist dies schon vor dem ersten Spiel passiert. Die Verbände haben sich schnell arrangiert, manche sogar noch vor der Abstimmung, schließlich locken hohe Einnahmen. Voraussichtlich zwei Milliarden Euro soll es aus der Fernsehvermarktung bis 2022 geben. Den Modus dürften zwar noch immer nicht alle verstanden haben – trotz eines von der UEFA verbreiteten, aufwändigen Videos. Aber so viel hat sich schnell herausgestellt: Es gibt nicht mehr Partien wie bisher, denn die Nations League ersetzt weitgehend die ungeliebten und meist unattraktiven Testspiele.

Die hatten allerdings für die Spieler und ihre Vereine auch etwas Gutes: Mitmachen war nicht um jeden Preis notwendig, weder aus sportlichen Gründen noch um sich zu präsentieren. Ein ganz leichtes Ziehen im Oberschenkel rechtfertigte schon mal eine Absage. Einen Wettbewerb lässt ein Spieler hingegen nicht so leicht sausen, zumal das komplexe Format einen Auf- und Abstieg innerhalb der vier Ligen vorsieht. Da will sich niemand blamieren und Gruppenletzter werden. Die Nations League ist also nicht nur eine Prestigeangelegenheit.

Für die deutsche Mannschaft und Bundestrainer Joachim Löw geht es am Donnerstag um viel mehr als nur einen guten Start in einen neuen Wettbewerb. Aber das wäre auch der Fall, wenn es im Duell mit Weltmeister Frankreich keine Punkte zu gewinnen gäbe.

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