Die Franzosen schalten die Musik ein und fangen an zu singen

von Redaktion

Der neue Weltmeister schwebt noch auf einer Wolke, will aber versuchen, die Fehler der Vorgänger zu vermeiden – Sauer wegen FIFA-Wahl

Von Günter Klein

München – Also: Sie mögen sich, der Weltmeister-Trainer von 2014 und der Weltmeister-Trainer von 2018. „Ich schätze den Didier sehr“, sagt Joachim Löw über den Berufskollegen Deschamps, und das „Didier“ klingt nicht so, wie die Franzosen es aussprechen.

Egal: „Wir treffen uns manchmal auf Trainerkongressen, oder ich rufe ihn an“, berichtet Löw. Und Deschamps sagt: „Wir haben uns 2016, nach dem Halbfinale der EM, das Deutschland gegen uns verloren hat, unterhalten. Und nach der WM hat Joachim mir per SMS gratuliert, das war sehr berührend.“ Heute in München können die beiden das Thema behandeln, das sie nun zusätzlich verbindet: Wie lebt und arbeitet es sich als Weltmeister-Trainer für die nächsten vier Jahre?

Raphael Varane ist einer der Spieler, der nun am Anfang einer für ihn neuen Epoche steht. Weltmeister sein, das fühlt sich momentan ausschließlich gut an. „Es braucht nicht viel, dass wir die Musik einschalten und anfangen zu singen“, beschreibt der Star von Real Madrid die Stimmung in der Mannschaft. „Die Weltmeisterschaft wird daran nichts ändern: Wir werden unsere Werte wahren“, kündigt er an, wir werden unsere Spiele genauso vorbereiten wie bisher. Aber klar: Ein Risiko besteht.“ Es ist nun die nächste Champions-Mannschaft, die sich vornimmt, die Fehler zu vermeiden, die die gekrönten Teams vor ihnen begangen haben. Man kennt die Statistik: Dass seit 2002 – und damals traf es Frankreich – der Titelverteidiger nicht weit kommt, meist sogar (Frankreich selbst, dann Italien 2010, Spanien 2014, Deutschland 2018) in der WM-Vorrunde ausscheidet. Und es gibt noch weitere bemerkenswerte Daten. Nämlich: Die letzten fünf Weltmeister haben das erste Spiel nach ihrem großen Turnier verloren. In allen Fällen waren diese Niederlagen aber ziemlich egal, denn sie ereigneten sich bei Freundschaftsspielen. Diesmal ist es anders: „Wir wissen, dass es ums Ganze geht“, sagt Raphael Varane. Das ist ein bisschen hochgegriffen – auch wenn nun dieser neue Wettbewerb ansteht, der eine höhere Wertigkeit hat als ein schlichtes Testspiel: Die Nations League der UEFA.

„Es kann nichts Besseres geben, als gleich gegen Deutschland zu spielen“, meint Varane, „da können wir uns gleich motivieren für die Zukunft“. Er erwartet ein „kompliziertes Spiel“, denn: „Auch wenn sie eine schwierige Phase haben: Deutschland bleibt Deutschland. Sie werden den Ball laufen lassen, sie können das alles.“ Auch für Trainer Deschamps ist klar, „dass die Qualität immer noch vorhanden ist bei der deutschen Mannschaft. Es ist nicht so, dass sie jetzt nur noch Mittelmaß wäre.“ Dass Löw mit der Art Fußball, die ihm 2014 den größten Erfolg brachte, weitermachte, erscheint ihm „logisch“.

Unlogisch indes findet er, dass keiner seiner weltmeisterlichen Spieler in der Endauswahl von drei Kandidaten um den „Best Player Award“ der FIFA gelandet ist. Nichts gegen Cristiano Ronaldo (Portugal), Modric (Kroatien) und Salah (Ägypten) – aber: „Antoine Griezmann müsste da genannt werden, und er wäre nicht der einzige von uns, der es verdient hätte. Und da spricht aus mir nicht der Patriot, ich sehe es realistisch.“

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