New York – Es war ein besonderer Tag in Flushing Meadows: Kei Nishikori und Naomi Osaka haben bei den US Open das Halbfinale erreicht – als erstes japanisches Duo bei einem Grand-Slam-Turnier in 50 Jahren Profitennis. Nishikori gewann in der Runde der letzten Acht gegen den Kroaten Marin Cilic nach 4:08 Stunden 2:6, 6:4, 7:6 (7:5), 4:6, 6:4 und revanchierte sich damit für die Finalniederlage in New York im Jahr 2014.
Osaka (20) hatte zuvor der angeschlagenen Lessia Zurenko (Ukraine) beim 6:1, 6:1 keine Chance gelassen und äußerte sich anschließend bewundernd über ihren berühmten Landsmann, der als erster Japaner in ein Grand-Slam-Endspiel eingezogen war. „Er ist wahrscheinlich einer der nettesten Menschen der Welt. Wir haben erst vor Kurzem das erste Mal miteinander gesprochen, weil ich davor zu schüchtern war“, berichtete Osaka.
Nishikori (28), der im Achtelfinale Philipp Kohlschreiber als letzten Deutschen aus dem Turnier geworfen hatte, lobte die Siegerin aus Indian Wells: „Sie kann hier den Titel gewinnen. Ich glaube, sie hat eine gute Chance.“ Wie bei seinem Finaleinzug vor vier Jahren trifft Nishikori am Freitag auf den Serben Novak Djokovic. Der Wimbledonsieger gewann gegen Federer-Bezwinger John Millman (Australien) 6:3, 6:4, 6:4.
Osaka spielte in der Nacht zum Freitag gegen Madison Keys um den Einzug ins Finale. Die Vorjahresfinalistin aus den USA hatte die Spanierin Carla Suarez Navarro 6:4, 6:3 bezwungen. Das zweite Halbfinale bestreiten Osakas großes Idol Serena Williams (USA) und Anastasija Sevastova (Lettland). Bei den Männern stehen sich Titelverteidiger Rafael Nadal (Spanien) und Juan Martin del Potro (Argentinien) gegenüber.
Osakas Jubel nach dem Sieg über Zurenko fiel sparsam aus – anders als nach dem Achtelfinale. „Vorgestern habe ich ein bisschen geweint, da haben sich die Leute über mich lustig gemacht. Deshalb bin ich heute einfach ans Netz gegangen. Aber innerlich bin ich ausgerastet“, sagte die 19. der Tennis-Weltrangliste.
Osaka auf den Spuren von Kimiko Date
Vor Osaka, Tochter einer Japanerin und eines New Yorkers mit Wurzeln in Haiti, hatte als letzte Japanerin Kimiko Date 1996 in Wimbledon ein Grand-Slam-Halbfinale gespielt – zwei Jahre vor Osakas Geburt in der gleichnamigen Stadt auf der Insel Honshu. Über die großen Erwartungen in der Heimat denke sie nicht besonders nach. „Ich bin einfach nur glücklich, dass mich so viele Menschen unterstützen“, sagte Osaka.
Mit den tropischen Bedingungen, die vielen Tennisprofis in New York zu schaffen gemacht haben, kommt Osaka bestens klar. „Ich finde es gar nicht so heiß“, sagte sie nach dem Sieg über Zurenko: „Ich bin an die Hitze in Florida gewöhnt, ich habe es heute sogar genossen. Ich mag es zu schwitzen.“