München – Das letzte starke Signal für die deutsche Bewerbung um die Fußball-Europameisterschaft 2024 soll eines aus Licht sein.
Die Bundesliga widmet, bevor am 27. September am UEFA-Sitz in Nyon/Schweiz über die Vergabe abgestimmt wird, der Kampagne „United by Football“ einen Spieltag. Der FC Bayern hat schon ausprobiert, wie er die Allianz Arena einbeziehen wird. Sie soll in Schwarz-Rot-Gold erstrahlen, kombiniert mit den europäischen Sternen.
Nach den beiden Länderspielen gestern Abend in München gegen Frankreich und am Sonntag in Sinsheim gegen Peru geht es für den Deutschen Fußball-Bund in den Endspurt des Bewerbungsprozesses. „Ein voller Terminkalender ist relativ“, verweist Philipp Lahm, der Botschafter für die EM 2024 und (falls sie an Deutschland fällt) dann auch ihr Organisationschef, auf seinen persönlichen Spaßfaktor, den er verspürte, als er etwa im Rahmen der Werbeauftritte mit einem Eiscreme-Wagen durch die Lande fuhr.
Die wichtigste Rolle in den letzten zweieinhalb Wochen fällt DFB-Präsident Reinhard Grindel zu. Er muss netzwerken. Er wird viel reisen „und alle Mitglieder des UEFA-Exekutivkomitees persönlich treffen, um deutlich zu machen, „dass wir ein wertebasierter Partner sind“.
Bewerbungskonkurrent ist die Türkei, die schon dreimal versucht hat, die Euro zu bekommen. Der DFB hütet sich, vor allem im hinlänglich bekannten Kontext der Özil-Erdogan-Affäre, ein schlechtes Wort über den Mitbewerber zu verlieren. Generalsekretär Friedrich Curtius sagt, die Türkei habe interessante Städte und Stadien und öffne „das Tor zur muslimischen Welt“. Wenn die UEFA dorthin gehen wolle, wo sie Entwicklungen vorantreiben könne, dann biete sich die Türkei an. Was man an einem EM-Ausrichter Deutschland habe, zeigt der DFB der UEFA in diversen Werbeclips. Man lässt ausländische Spieler aus der Bundesliga wie Kevin Kampl (Leipzig), Vedad Ibisevic (Berlin) oder Michael Gregoritsch (Augsburg) erzählen, wie wunderbar der Fußball in Deutschland wirke – Untertitel auf Englisch. Als weiteres Gesicht wurde auch die paralympische Skifahrerin Anna Schaffelhuber eingebunden, die von ihren Erlebnissen bei der WM 2006 in Deutschland („Da war ich 13“) schwärmt.
Die Entscheidung zwischen Deutschland und der Türkei treffen am 27. September die Mitglieder der UEFA-Exekutive. Nicht abstimmen dürfen die durch die Bewerbungen involvierten Reinhard Grindel und Servet Yardimci (Türkei). Der Schwede Lars-Christer Olsson, Vertreter der European Leagues, kann wegen einer schweren Erkrankung nicht nach Nyon reisen und daher auch nicht wählen (das Wahlrecht ist ein persönliches und nicht übertragbar). Mit entscheidend sein wird womöglich, ob Andrea Agnelli auftauchen wird. Der Italiener, Industriellenspross und Vorsitzender von Juventus Turin, repräsentiert die European Club Association (ECA – früher von Karl-Heinz Rummenigge geleitet), soll am 27. September aber andere Termine haben. Tendenziell gilt er als Sympathisant der deutschen Bewerbung. Grindel ist derzeit wieder optimistisch; „Ich glaube, dass Agnelli kommen wird.“
Auch die Altstars Boniek und Suker sind stimmberechtigt
Neben UEFA-Präsident Aleksander Ceferin, den die deutsche Seite mit einer Wiederwahl-Absichtserklärung umschmeichelt, sind stimmberechtigt: Karl-Erik Nilsson (Schweden), Fernando Gomes (Portugal), Grigoriy Surkis (Ukraine), Michele Uva (Italien), David Gill (England), Zbigniew Boniek (Polen), Sandor Csanyi (Ungarn), John Delaney (Irland), Peter Gillieron (Schweiz), Florence Hardouin (Frankreich), Borislav Mihaylov (Bulgarien), Juan Luis Larrea Sarobe (Spanien), Davor Suker (Kroatien), Michael van Praag (Niederlande), Ivan Gazidis (England/ECA/Arsenal). Das Wahlprozedere: zwei Punkte für den Verband, den man favorisiert, einen für den zweiten Bewerber.
Schwer einzuschätzen: Wie stark wird das Thema Rassismus wirken? Mesut Özils Vorwurf, explizit auf Reinhard Grindel bezogen, steht im Raum. Zum Länderspiel gegen Frankreich wurden diese Woche meinungsbildende englische Journalisten eingeladen. Auch sie stellten dazu Fragen.