Der stille Star entdeckt die BBL

von Redaktion

Petteri Koponen will Bayerns Basketballer auch in Europa mit an die Spitze führen – „Eine kommende Organisation“

VON Patrick Reichelt

München – Von seiner neuen Heimat hat Petteri Koponen noch nicht viel gesehen. Seit der finnische Ausnahme-Basketballer beim FC Bayern Dienst tut, ist er vornehmlich auf Reisen. Zwei Wochen Trainingslager in Italien, zuletzt die Testspieleinsätze in Iserlohn und Bayreuth. Immerhin: Der Mann kennt es nicht anders nach mehr als einem Jahrzehnt im Spitzenbasketball.

Und irgendwie ist es auch ein Vorgeschmack auf die Dinge, die da in den nächsten Monaten kommen werden. Bei normalem Verlauf stehen Koponen und den Bayern bis zum Saisonende im nächsten mehr als 70 Einsätze ins Haus. „Was wir jetzt gerade machen ist hart“, sagte der 30-Jährige, „aber es wird uns helfen, erfolgreich zu sein.“

Genau das, so sind sie, die Bayern-Gene, ist der Anspruch. Wer Double-Sieger war, will es wieder werden. und auch in der Euroleague wollen sich die Münchner zeitnah auf Augenhöhe mit den Größten des Kontinents bewegen. Das hat auch Klubchef Uli Hoeneß dieser Tage im Interview mit dem Fachmagazin BIG betont. In Europa hinter der Spitze herzulaufen, das sei in München nicht mehr als ein, zwei Jahre zu verkaufen.

Wie ernst es den Bayern ist, das zeigt ja auch Koponens Verpflichtung. Ein Mann in der Bundesliga, der sich zuvor ausschließlich bei Topadressen wie dem FC Barcelona oder Khimki Moskau bewegt hatte – vor nicht allzu langer Zeit ist das undenkbar gewesen. Ex-Coach Svetislav Pesic hatte es 2013 bei Koponen schon einmal versucht, doch der Mann aus Helsinki winkte nach einem Gespräch ab.

Nun ist alles anders. „Bayern ist eine der kommenden Organisationen“, sagte er, „Zu diesem Wachstum möchte ich beitragen.“ Wie sehr Koponen daran glaubt , lässt sich auch daran ermessen, dass er sich gleich drei Jahre an den Verein band. Wobei das typisch für seine bisherige Karriere ist. vier Jahre in Bologna, vier Jahre in Moskau, zuletzt immerhin zwei, wenn auch leicht verkorkste, Spielzeiten in Barcelona. Der Spielmacher mit dem besonderen Händchen für Distanzwürfe ist ein Mann, der es braucht, sich mit einem Verein zu identifizieren. Erst Recht seit als Familienvater – seine Frau und die beiden Söhne (3 Jahre/3 Monate) werden aus Finnland übersiedeln sobald Koponen mit seiner Wohnungssuche in München erfolgreich war.

Die branchenuntypische Vereinstreue dürfte es auch gewesen sein, die dem stillen Star aus Helsinki die noch größere Karriere verbaute. Koponen hat seine Optionen in Richtung NBA gehabt. Inzwischen sind die Rechte an ihm über Philadelphia und Portland bei den Dallas Mavericks gelandet. „Aber es hat für mich immer eine bessere Option gegeben“, sagte er, „ich würde alles wieder so machen.“

Es hat ja schon auch etwas für sich, eher der Kopf als ein Mitläufer zu sein. Er ist es auch in seiner Heimat. Koponen und nicht etwa der NBA-Aufsteiger Lauri Markkanen ist es, der in Finnland für seinen Sport steht. Einem Land, das sonst vornehmlich Eishockeyspieler und Skilangläufer verehrt, hat er den Basketball näher gebracht. Bis hin zur spektakulären Europameisterschaft im vergangenen Jahr, als Finnlands Nationalteam als Tabellenzweiter durch die Vorrunde vor eigenem Publikum rauschte. „Das war eine wahnsinnige Erfahrung“, schwärmt Koponen.

Als im Sommer sein Wechsel aus Barcelona nach München bekannt wurde, auch daran kann man den Stellenwert des 123-maligen Auswahlspielers ermessen, hat man ihn in der Heimat zu einer Pressekonferenz gebeten, auf der er die Hintergründe erklärte.

Zu den Dingen, die Koponen da erklärte, gehörte auch die Perspektive. Er wolle auch weiterhin auf höchstem Niveau erfolgreich sein. Denn so nahe ihm auch Heimat und Identifikation sein mögen – der Erfolg gehört natürlich auch zu seinem Anspruch: „Ich würde in München natürlich schon ganz gerne den ein oder anderen Titel gewinnen“, sagte er. Bei den Bayern wird man das sicher gerne hören.

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