Champions League-Finale in New York?

Die Grenzen der Gier

von Redaktion

Der FC Girona ist international eine kleine Nummer. Obwohl, ein Gesellschafter heißt Pere Guardiola, weitere Anteile liegen bei dem Investor, dem auch Manchester City gehört, wo wiederum Guardiolas Bruder Pep Trainer ist. Der katalanische Kleinklub ist erst seit einem Jahr Erstligist, und in gewisser Weise ist er auf den Wirtschaftsseiten besser aufgehoben als im Sport.

Dazu passt, dass der FC Girona das Derby gegen den FC Barcelona am 26. Januar nicht im eigenen Stadion austragen wird. Er zieht um. Nach Miami. Positiv sei das, „vor allem für Girona“, sagt dazu ein spanischer Medienmanager, der mit Fußball viel Geld verdient und entsprechend fleißig Lobbyarbeit betreibt.

Man muss nicht alles glauben, was Vermarkter von sich geben, denn vor allem soll es ja den eigenen Interessen dienen. Der FC Girona sollte deshalb lieber nicht darauf vertrauen, dass ihm auf dem riesigen US-Markt ab dem 26. Januar alle Türen offenstehen, sondern seine wahre Rolle erkennen. Er ist bloß Statist in einer viel größeren Show.

Alles muss ja immer wachsen, die Einnahmen, die Profite, die Märkte. In Italien regt sich kaum mehr jemand auf, dass der nächste Supercup in Saudi-Arabien ausgespielt wird. Es ist bereits das zehnte Finale im Ausland, davor war man in Washington und Peking, Shanghai und Doha, einmal auch in Libyen. All diese Deals haben zweierlei gemeinsam: Sie verpflanzen ein Top-Spiel in ein Fußball-Entwicklungsland. Und sie verbreiten den strengen Geruch, der immer dann entsteht, wenn Traditionen und Werte dem schnellen Profit geopfert werden. 20 Millionen Euro wollen die Saudis übrigens zahlen.

Aus Spanien heißt es nun, auch das Champions League-Finale könne auf Reisen gehen. Denkbares Ziel sei New York. In gewisser Weise wäre das nur konsequent, kaum ein Wettbewerb steht derart im Zeichen der Geldvermehrung. Aber selbst im Fußball sind die Grenzen der Gier irgendwann erreicht.

Zum Beispiel, wenn man als Fan den logistischen Aufwand zwischen New York (Flieger) und Mailand oder Madrid (Auto, Zug) vergleicht. Oder wenn das wichtigste Spiel der Saison plötzlich zu nachtschlafender mitteleuropäischer Zeit angepfiffen wird. Auch der glühendste Liebhaber könnte dann zu dem Ergebnis kommen, dass dieser Fußball nicht mehr der ist, an den er einst sein Herz verlor. Und kein Manager sollte darauf vertrauen, dass in der Liebe und im Fußball alles erlaubt ist.

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