Italien schläft weiter

von Redaktion

Auch bei der 0:1-Niederlage in Portugal ist von Aufbruch und Erneuerung beim Ex-Weltmeister wenig zu spüren

Rom – So hatte sich Coach Roberto Mancini den Neustart der Azzurri nach der verpassten WM-Teilnahme nicht vorgestellt. Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Polen am Freitag setzte es am Montagabend eine 0:1-Niederlage in Portugal. Ratlosigkeit macht sich breit beim vierfachen Fußball-Weltmeister. Viele Tifosi sehen schwarz, droht nach dem WM-Quali-Desaster doch nun der Abstieg von der A- in die B-Gruppe der neu geschaffenen europäischen Nations League.

„Italien ist nicht aufgewacht“, titelte die Zeitung „Gazzetta dello Sport“ gestern. „Zu viele Wechsel, und die Ideen fehlen noch“, kritisierte der „Corriere dello Sport“. Nach dem Scheitern im WM-Qualifikations-Playoff gegen Schweden im November warten die Fans immer noch auf ein echtes, erlösendes Erfolgserlebnis.

Erstmals seit 20 Jahren ohne Juve-Spieler

Mancini, der die Nationalelf erst im Mai übernommen hatte, wechselte nach der Polen-Partie gleich neun Spieler in der Startelf aus und schickte auch einen Neuling aufs Feld – markante Verbesserungen im Vergleich zur vorigen Woche traten nicht ein. Erstmals seit 20 Jahren stand kein Juventus-Profi auf dem Feld. Die bisherige Bilanz des Coachs sieht düster aus: ein Sieg, zwei Unentschieden und eine Niederlage.

Spielmacher Jorginho wirkte ähnlich farblos wie gegen Polen, als er lediglich einen Foulelfmeter zum Ausgleich verwandelt hatte. Mancini wurde kritisiert, dass er den Mittelfeldspieler Manuel Lazzari als rechten Außenverteidiger einsetzte, während der junge dynamische Federico Chiesa in der 4-4-2-Formation als hängende Spitze geopfert worden sei. Enttäuschend agierte auch der Ex-Dortmunder Ciro Immobile, der den genauso glanzlosen Mario Balotelli ersetzte. „Immobile ist nur die Gegenfigur des Lazio-Stars. Er wird nie wirklich gefährlich“, schrieb „La Repubblica“. Balotelli hatte nach seinem schwachen Auftritt gegen Polen nicht mehr im 23-Mann-Kader gestanden.

„Diese Niederlage schmerzt sehr“, sagte Milan-Mittelfeldspieler Giacomo Bonaventura: „Wir haben alles gegeben, doch das hat nicht genügt. Wir müssen noch hart arbeiten, doch ich finde, dass die Truppe Qualität hat.“ Portugal hätte allerdings auch noch mehr als das eine Tor von André Silva erzielen können angesichts der technischen Fehler der Italiener in Abwehr und Mittelfeld. Stürmer Simone Zaza hatte etliche gute Momente und drängte das Team, sich auf die kommenden Spiele zu konzentrieren. „Dieses Trikot zu tragen, ist eine große Verantwortung. Es ist wahr, dass wir viele junge Spieler haben und in einer Experimentierphase sind, aber wir müssen auf diesem Pfad weitergehen und uns so schnell wie möglich aufrappeln“, sagte der 27-Jährige.

Mancini stand zu seinen Entscheidungen: „Ich muss Risiken eingehen, damit junge Spieler Erfahrung sammeln können. Ich wusste, dass uns eine schwierige Arbeit bevorstand, ansonsten hätten wir die Weltmeisterschaft in Russland nicht verpasst.“ Die grundsätzlichen Defizite seines Teams wollte aber auch er nicht schönreden: Die Abwehr schwächelt, die Offensive schießt keine Tore. „Das ist ein Problem, das wir sofort lösen müssen“, sagte Mancini: „Im Fußball gewinnt nur der, der trifft. Es gelingt uns nicht, genauer und einschneidender zu sein, wenn sich Torgelegenheiten ergeben.“  dpa/sid

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