Mannheim – Mark Voakes lehnte sich zufrieden zurück auf der Spielerbank in der Mannheimer Arena. Der Neuzugang des EHC München hatte seinen Titel verteidigt, den er 2017 noch als Wolfsburger gewonnen hatte. Damals wie heute gilt: Voakes hat die besten Hände der Deutschen Eishockey-Liga.
Gute Hände – ein Fachbegriff dafür, dass einer über hohe technische Fertigkeiten verfügt. Dass er gut skaten und dabei den Puck kontrollieren und ihn punktgenau auf ein Ziel schießen kann. Kurz vor Beginn jeder Saison finden in Mannheim – leider ohne Publikum, die Veranstaltung ist intern – die „Stars and Skills“ statt. Geprüft werden diese Fähigkeiten auf einem Parcours, der ziemlich entnerven kann. Jedenfalls: Jedes der 14 DEL-Teams nominiert einen Spieler, Mark Voakes war im Qualifikationsdurchgang Dritter und im Finale der mit Abstand Beste: In 53,37 Sekunden war er durch, Colin Smith von den Eisbären Berlin benötigte als zweitschnellster Spieler eine Minute und zehn Sekunden. Wolfsburgs Manager Charly Fliegauf freute sich für Voakes – obwohl er ihn an den EHC München verloren hat. Er mag den stillen Typen, „der auf der Bank am liebsten noch ein Buch lesen würde“.
Die Frage wurde beim traditionellen Ligatreffen in Mannheim natürlich erörtert: Wird München, Meister der Jahre 2016, 17 und 18 ein viertes Mal vorne landen, was bisher nur (als die höchste Liga noch Bundesliga hieß) der Düsseldorfer EG von 1990 bis 93 und zu Oberligazeiten in den 50er-Jahren dem legendären EV Füssen gelungen war? Christian Winkler, der Sportliche Leiter und Geschäftsführer des EHC, sagt: „Wenn man Meister ist, muss man den Anspruch haben, es wieder zu werden.“
Die Mannschaft hat sich stärker verändert als zwischen den letzten Jahren. Das war so gewollt, denn: „Man muss aufpassen, dass nicht Gemütlichkeit Einzug hält.“ Die Münchner haben vor, „die Talente mehr einzubauen, die aus unserer Akademie hervorkommen“. Ab dieser Saison darf der Spielberichtsbogen mit 19 Mann auch nur noch gefüllt werden, wenn ein Feldspieler aus der Altersgruppe U 23 ist. Andy Eder erfüllt diese Vorgabe gerade noch; steht er nicht zur Verfügung, müssen Mayenschein, Quaas, Daubner oder Tobias Eder aufgestellt werden.
Der EHC München hatte in der Vorbereitung nur internationale Vergleiche, bedingt auch durch die Teilnahme an der Champions League, „in der wir“, so Winkler, „weit kommen wollen“. Am Sonntag hat sich der Deutsche Meister mit einem 3:0 bei Yunost Minsk frühzeitig fürs Achtelfinale qualifiziert. Der weißrussische Trainer überreichte seinem Kollegen vom EHC, Don Jackson, ein Gefäß in Form eines Bullen, gefüllt mit Wodka.
Die DEL beginnt für München am Freitag in Berlin, das alle seine vier Partien in der CHL verloren hat. Aber das will nichts besagen, die Eisbären sind einer der Co-Favoriten – wie auch die aufgerüsteten Adler Mannheim. Als potenzielle Überraschungsteams sieht Winkler „Augsburg, Ingolstadt, Straubing“.
Bei „Stars and Skills“ blieb der Erfolg von Mark Voakes der einzige Münchner Sieg. De Kategorie „Der Hammer“ (härtester Schuss) gewann Phil Bruggisser (Krefeld), schnellster Läufer („Der Blitz“) war Markus Eisenschmid aus Mannheim. Die Adler gewannen auch den Teamwettbewerb. München (Voakes, Andy Bodnarchuk, Frank Mauer) im Mittelfeld – die Liga hofft.