Der gefragte Schwerstarbeiter

von Redaktion

Danilo Barthel greift mit den DBB-Basketballern nach dem WM-Ticket – beim FC Bayern wartet eine Mammutsaison

VON Patrick Reichelt

München – In den vergangenen Tagen sind die deutschen Basketballer noch einmal zusammengerückt. Die beiden Niederlagen gegen die Türkei und gegen Italien am vergangenen Wochenende beim Supercup schlugen aufs Gemüt. „Das war auf jeden Fall ein Weckruf“, sagte Danilo Barthel, „wir wissen, dass wir vor allem kämpferisch anders auftreten müssen.“

Schon heute muss der Kapitän des FC Bayern mit der Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) immerhin wieder ran. Um 18 Uhr (frei empfangbar bei telekomsport) ist man in Estland in der WM-Qualifikation gefragt, drei Tage später geht es in Leipzig gegen Israel. Zwei Siege, und die deutsche Auswahl hätte das Ticket fürs Finalturnier 2019 in China gelöst.

Eine so komfortable Situation haben deutsche Basketballer in der Vergangenheit nicht oft gehabt. Barthel indes findet die Sache nicht überraschend. „Das haben uns vielleicht nicht viele zugetraut“, sagte er, „aber wir wissen schon, wie viel Talent in dieser Mannschaft steckt.“ Manche Experten mutmaßten zuletzt, in Sachen Talent könnte die aktuelle Spielergeneration vielleicht sogar die Beste sein, die der DBB überhaupt je hatte. Die Hoffnung ist groß, dass die Auswahl von Bundestrainer Henrik Rödl der Sportart zu einer neuen Blüte verhelfen kann. Darauf spekuliert auch Barthel. „Von einer erfolgreichen Nationalmannschaft hängt alles ab“, sagte er, „das hat man auch im Handball gesehen. Ich denke, dass so etwas auch im Basketball möglich ist, wenn es uns gelingt, bei Turnieren wieder ganz oben mitzuspielen.“

Dieser Aufschwung lässt sich auch an der Person von Danilo Barthel ablesen. Der Mann mit der speziellen Vorliebe für Vollbärte war 2016 ja eher mit der Perspektive eines Ergänzungsspielers aus Frankfurt in den Audi Dome übersiedelt. Im vergangenen Jahr mauserte er sich zu einem der auffälligsten Profis der Bundesliga. Bis hin zur Kür als wertvollster Spieler der Finalserie. Kein Zufall sicher, dass die Bayern nach dem Abgang von Meisterkapitän Anton Gavel gerade ihn zum neuen Chef auf dem Feld kürten.

Wobei der 2,08 Meter-Mann natürlich kein Hochbegabter wie etwa der kapriziöse NBA-Regisseur Dennis Schröder ist. Aber Barthel ist ein Spieler, der vorangeht. Und er ist ein Schwerstarbeiter. Einer jener Profis, die als erste zum Training erscheinen und als letzte gehen. Bayerns Ex-Coach Sasa Djordjevic meinte über seinen Dauerbrenner einmal: „Barthel muss man manchmal dazu zwingen, Ruhe zu geben.“

Und das ist schon erstaunlich, weil der Forward so viel auf dem Feld gefragt ist wie kaum ein zweiter BBL-Profi. Vergangene Saison spielte er von der EM-Vorbereitung beim DBB bis zum fünften Finalspiel gegen Alba Berlin praktisch durch. In diesem Jahr reichte es für ihn immerhin zu einem USA-Urlaub, ehe er nun nach der Rückkehr von der Nationalmannschaft seine Bayern durch die Dreifachbelastung aus Meisterschaft, Pokal und Euroleague führen muss.

Vermutlich wird so mancher Münchner Kollege verstohlen auf den neuen Chef schielen. Denn irgendwie hat Barthel seinen Weg gefunden, mit den Belastungen umzugehen. Schon die vergangene Marathon-Saison überstand er weitgehend ohne Blessuren. Das könnte auch damit zu tun haben, dass er regelmäßig auch noch sein eigener, privates Regenerationsprogramm abseits der Mannschaft absolviert. „Man muss auf seinen Körper hören“ sagte er.

Wobei das bevorstehende Programm für ihn keinen Schrecken hat. Barthel ist ein Mann mit einem klaren Karriereplan. Nach dem Gewinn von Meisterschaft und Pokal sind die Kräftemessen in der Euroleague für ihn der logische nächste Schritt: „Ich freue mich wahnsinnig auf diese Möglichkeit, mich mit den Allerbesten Europas zu messen.“ Aus seinem Mund klingt das fast schon wie eine Drohung.

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