Plötzlich plaudert der Schlawiner

von Redaktion

Bayern-Verteidiger David Alaba nimmt nach Rückschlägen neue Herausforderungen an

von elisabeth schlammerl

München – Es gibt mehrere Gründe, warum David Alaba ein ideales Testimonial für hippe Kopfhörer ist. Einer ist die Musiker-Familie, aus der der Außenverteidiger des FC Bayern kommt, ein anderer, dass Alaba zu den häufigsten Trägern von Kopfhörern unter den Fußball-Profis gehört. Damit rein in den Bus, dann raus dem Bus, und natürlich auch damit durch die Mixedzone. Denn so lässt sich prima demonstrieren, dass man keine Lust hat zu plaudern. Öffentlich zumindest, denn mannschaftsintern, heißt es, ist Alaba nicht so zurückhaltend. Zuletzt aber hingen die Kopfhörer öfters einmal nur lässig um den Hals, und Alaba plauderte ein bisschen. Über ganz Unverfängliches wie Bastian Schweinsteiger, aber auch seine Meinung über den neuen Trainer Niko Kovac tat der Österreicher kürzlich kund. „Er gibt einem das Gefühl, dass man mit allem zu ihm gehen kann – egal, was man hat. In den Trainingseinheiten sieht man, wie ehrgeizig und hungrig auf Erfolge er ist. Das bringt er sehr gut rüber“, erzählte er dem Online-Portal „spox“.

Womöglich liegt die neue Öffnung des Wieners am Alter. Er selbst bezeichnet sich zwar immer noch als kleiner Schlawiner, aber er ist mittlerweile 26, seit 2012 Stammspieler in München und mit mehr als 300 Pflichtspielen für die Bayern das, was man als Routinier bezeichnet. Alaba weiß, dass jetzt ein paar wichtige Jahre kommen in seiner Fußball-Karriere. Im Sommer hat er die Spekulationen um Abschiedsgedanken dementiert. Er spiele bei einem der besten Vereine der Welt, sagte er.

Dabei gab es Stimmen, die behaupteten, ein Wechsel würde Alaba gut tun. Es gibt sie vielleicht immer noch, aber für den Spieler ist diese Saison ja auch so etwas wie ein Neustart. Zwar ist sein Stammplatz nach Juan Bernats Abschied noch sicherer, auch am Samstag im Bundesligaspiel gegen Bayer Leverkusen wird er in der Startelf stehen, wenn er fit ist. Aber er steht unter der Beobachtung, die Verantwortlichen erwarten den nächsten Schritt.

Gewiss, Alaba hat keine schlechte Saison hinter sich, seine Leistungen waren auf jeden Fall besser und vor allem konstanter als in den Jahren zuvor, aber wer mit 20 bereits Leistungsträger beim Triplesieg gewesen ist, hat einen hohen Standard gesetzt.

In der internationalen Meinung ist er noch nicht wieder oder nicht mehr einer der besten Außenverteidiger der Welt. Dass Alaba zum ersten Mal seit 2012 nicht zu den 55 Kandidaten für die FIFA-Auswahl gehört, hat die österreichische „Kronzenzeitung“ als „Rückschlag“ bezeichnet. „Alaba ist für die FIFA kein Top-Spieler mehr“, titelte sie.

Dabei stand er in der Nationalmannschaft ebenfalls vor einer neuen Herausforderung unter Trainer Franco Foda. Der Nachfolger von Marcel Koller zog ihn aus dem Mittelfeld ab und beorderte ihn nach hinten – nicht zum Nachteil von Alaba. Er traf beim 2:0-Sieg gegen Schweden in der vergangenen Woche. Bei der 0:1-Niederlage gegen Bosnien-Herzegowina am Dienstagabend passte er sich jedoch dem schwachen Niveau der Kollegen an. Rückschläge sind nichts Neues für Alaba. Er weiß damit umzugehen – und vielleicht plaudert er auch darüber demnächst.

Artikel 1 von 11