„Schiedsrichter werden nicht abgelehnt, sie sind eine Instanz“

von Redaktion

Lars Brüggemann, Chef der DEL-Referees, über Kritik der Clubs und Fans, den internationalen Markt und Profis an der Pfeife

-Lars Brüggemann, die letzte Saison gab es – vor allem gegen Ende hin – massive Kritik an den Schiedsrichtern. Wie fällt Ihre Bilanz als „Leiter Schiedsrichterwesen“ aus?

Wir haben die Saison aufgearbeitet und schauen nun nach vorne. Wir haben einen guten Plan für die neue Saison, neue Schiedsrichter, mehrere Profis, ein neues Regelwerk.

-Wie geht Aufarbeiten?

Wir haben ein Coaching-System und eine Gruppe, in der diskutiert wird. Daraus ziehen wir unsere Schlüsse?

-Die Vereine jedenfalls waren sehr kritisch . . .

Kritik an sich ist nichts Negatives. Wir hinterfragen uns immer. Vor allem ist uns klar geworden: Wir brauchen mehr Schiedsrichter.

-Gut, dass man sich mittlerweile auch im Ausland bedienen kann?

Das ist positiv.

-Der Kanadier Mark Lemelin, ehemaliger NHL-Schiri und Leiter des Olympia-Finales, hat der DEL ein Finale, das wegen der Schiedsrichter-Leistungen auszuufern drohte, gerettet. Sie mussten ihn zum siebten Spiel zwischen München und Berlin holen.

Das ist nicht richtig. Wir haben ihn nicht geholt, er war ja schon bei die ganze Saison bei uns.

-Einspruch von uns: Nur in der Hauptrunde. In den Playoffs hat er nur dieses eine, das definitiv letzte Spiel gepfiffen.

Stimmt, aber er war die ganze Saison Teil unserer Crew, hat mit jeder Mannschaft gearbeitet. In den Playoffs war es so: Er war Profi in Österreich und zu dem Zeitpunkt des siebten Finales frei. Die Option haben wir dann gezogen.

-Welche Vorzüge hat es für einen Schiedsrichter, wenn er Profi ist?

Er kann sich in erster Linie besser vorbereiten, hat mehr Zeit, Spiele nachzuarbeiten. Profi zu sein ist natürlich auch eine Qualitätssache. Man wird ja nicht einfach so zum Profi gemacht. Es wird genau angeschaut, wer dafür in Frage kommt.

-Lasse Kopitz, ehemaliger Nationalspieler, gehört ab der neuen Saison zu den Schiedsrichterprofis. Er pfeift noch nicht lange..

Bei Lasse ist es so: Er war ein erfolgreicher Spieler, hat viele DEL-Spiele gemacht, dadurch bringt er Erfahrung mit und tut sich als Schiedsrichter leichter, hat mit 38 ein passendes Alter. Nichtsdestotrotz muss er sich an viele Sachen gewöhnen. Aber der Weg vom Anfänger als Schiedsrichter bis in die Spitze geht bei ihm schneller als bei den anderen.

-Bekommt ein Profi-Schiedsrichter ein festes Gehalt?

Er ist bei uns angestellt.

-Dürfte er nebenzu noch einen anderen Beruf ausüben?

Nein, die Profi-Schiedsrichter setzen ihre Arbeitskraft nur für die DEL ein. Das ist Sinn und Zweck der Sache.

-Nachwuchsspiele? Da sah man Spitzen-Schiris früher auch gelegentlich.

Grundsätzlich können DEL-Schiedsrichter da eingesetzt werden, doch da wir nicht so viele haben, sollte ein freier Spieltag eher derr Regeneration dienen.

-Nürnberg ist traditionell schwer verärgert über Profi-Schiedsrichter Daniel Piechaczek, kreidete ihm zuletzt das Halbfinal-Scheitern gegen Berlin an. Darum die Frage: Kann ein Club einen bestimmten Referee ablehnen?

Ich kann da nicht beipflichten. Daniel ist unter den Spielern definitiv ein anerkannter Schiedsrichter; unter Fans ist es vielleicht was anderes. Er arbeitet sorgfältig und gewissenhaft. Schiedsrichter werden nicht abgelehnt, sie sind eine Instanz, die von der Liga eingesetzt wird.

-Und die Vereine versuchen es auch gar nicht, eine ungenehme Ansetzung zu verhindern?

Nein, das steht völlig außer Frage.

Interview: Günter Klein

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