„Bayern hat alles für die Euroleague“

von Redaktion

Basketball-Trainer Radonjic über seinen Einstieg in München, seine Trainerphilosophie und die Zukunft mit dem Club

München – In der Endphase der vergangenen Saison blieben Fejan Radonjic gut zwei Monate, um den FC Bayern zum Meister zu formen. Jetzt soll der Montenegriner auch den Münchner Vormarsch in Europa moderieren. Radonjic indes sieht sich dafür gerüstet.

-Als in diesem Frühjahr ihre Verpflichtung bekannt wurde, da gab es Experten im internationalen Basketball, die zweifelten, weil Sie bis dahin praktisch nur in ihrer Heimatregion gearbeitet haben. Wie groß war der Schritt tatsächlich?

Es kann schon sein, dass das Leute als Problem gesehen haben. Ich nicht, ich habe über das gar nicht weiter nachgedacht. Was hätte ich denn auch tun sollen? Ich kann nur in die Halle gehen, gute Arbeit machen und nach Möglichkeit zu gewinnen. Darauf habe ich mich konzentriert. Vielleicht wollten Leute ja auch Probleme erzeugen, ich kann mir das gut vorstellen. Aber es hat funktioniert, wir sind Meister geworden.

-Wobei Sie schwierige Momente zu erleben hatten wie das 1:2 im Viertelfinale gegen Frankfurt. War das vierte Spiel auch ihr Schlüsselmoment?

Für mich war es das Training vor diesem Spiel. Dort habe ich bei meinen Spielern etwas gesehen, was vorher so nicht da war. Etwas was mir gezeigt hat, dass wir noch weit kommen können. Man muss sich das ja einmal vorstellen. Es war April, die Endphase der Saison. Wir hatten alle paar Tage ein Spiel. Wenig Möglichkeiten zum Training. Aber da habe am Tag vor dem Spiel in Frankfurt habe ich meine Spieler angeschaut und Dinge gesehen, die vorher nicht da waren. Man kann das schwer beschreiben, das ist wohl das Auge des Trainers. Aber es war der Moment, in dem ich wusste: Wir können den Titel holen.

-Sie haben sich dabei vor allem als aktibischer Arbeiter präsentiert. Als ein Mann, der die Halle früh betritt und spätabends verlässt. Macht es für Sie so einen Unterschied, ob Sie in München arbeiten oder in Istanbul?

Wenn man es so sieht, wahrscheinlich nicht. Was ich von München mitbekomme, ist sehr schön. Aber ich habe dafür nicht viel Zeit. Mein Leben ist in der Halle. Es ist einfach meine Art, so zu arbeiten. Für mich gehört das aber als Trainer dazu. Als Spieler war ich auch anders. Da gehst du ins Training, hast vielleicht noch Besprechung und dann gehst du nach Hause. Trainer bist du 24 Stunden. Vorbereitung, Training, Analysen, vielleicht mal ein Intervew. Da gibt es nicht viel anderes. Das ist aber auch in Ordnung so, ich mag das. Das ist meine Philosophie.

-Sie bewegen sich dafür in einem Verein mit Zukunft. Viele sehen Bayern zumindest organisatorisch schon auf europäischem Spitzenniveau.

Absolut. Bayern ist in der Organisation absolut auf Euroleague-Level. Da gibt es für mich gar keinen Zweifel.

-Und sportlich…?

Das ist eine Frage der Erfahrung. Mit der Erfahrung entwickelt sich jeder weiter. Wir haben im Moment auch eine besondere Situation, weil die Euroleague erst seit Kurzem in diesem neuen Format als Liga spielt. Das ist ein ganz anderer Wettbewerb als etwa noch vor vier Jahren, als ich mit Roter Stern Belgrad in der Vorrunde gegen Bayern gespielt habe. Du spielst jetzt in zwei Ligen gleichzeitig. Auch damit muss man Erfahrungen sammeln. Dann entwickelst du dich.

-Bayern-Präsident Uli Hoeneß sagte in einem Interview, in München sei nicht länger als ein, zwei Jahre nicht in der Spitze der Euroleague mitzuspielen. Das klingt nicht, als ob der Entwicklungsprozess lange dauern sollte. Sehen Sie sich unter Druck.

Ach, Druck gibt es immer. Jeder weiß, dass es nicht einfach ist, in der Euroleague erfolgreich zu sein weil es viele Clubs mit guten Namen und gutem Budget gibt, die das gleiche wollen. Aber Bayern hat die Voraussetzungen, früher oder später auch in der Euroleague erfolgreich zu sein. Wir werden unser Bestes geben.

-In Belgrad haben Sie mit vergleichsweise kleinem Budget einmal den Sprung ins Viertelfinale geschafft. Können Sie von der Erfahrung profitieren?

Man kann das natürlich schwer vergleichen und es gibt sehr viele Details, die da zum Erfolg beitragen. Ich denke, wir haben damals einfach eine gewachsene Mannschaft gehabt, die ein extrem gutes Jahr gespielt hat.

-Eine gewachsene Mannschaft haben sie jetzt allerdings auch.

Ja, und ich glaube, dass das ein absoluter Schlüssel ist. Dass du eine Gruppe hast, die sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. So kannst du dich Stück für Stück weiter entwickeln und mit den Großen mitspielen.

-Die Großen treffen sie nun schon vor Saisonbeginn. In Zadar bekommen Sie es mit der absoluten Europäischen Elite wie ZSKA Moskau zu tun. Ist es ein guter Moment für solche Duelle?

Das ist für mich im Moment nicht wichtig. ich habe zum ersten Mal den derzeit kompletten Kader zur Verfügung. Ich will sehen, wo wir in dieser Zusammensetzung stehen. Nur darauf werde ich schauen.

Interview: Patrick Reichelt

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