Charkow – Am Ende der turbulenten Champions-League-Premiere überwog bei Julian Nagelsmann dann doch die Zufriedenheit. „Ich kann mit dem Punkt leben“, sagte der Trainer der TSG Hoffenheim nach einem „rassigen und ordentlichen“ Spiel – das beinahe mit dem ganz großen Paukenschlag zu Ende gegangen wäre. „Aber dann hat uns ein bisschen die Luft gefehlt.“
Das 2:2 (2:1) beim ukrainischen Double-Sieger Schachtjor Donezk war aufgrund der Schlussphase also mehr als gerecht, der jüngste Coach in der Historie der europäischen Königsklasse hätte dieses Ergebnis vor dem Anpfiff auch ziemlich sicher unterschrieben. Weil die Kraichgauer allerdings eine äußerst engagierte Vorstellung ablieferten und bis zur 81. Minute führten, schob Nagelsmann bei seiner Einschätzung nach: „Ich hätte gerne gewonnen.“
Nicht nur dem Rekordmann, der im Alter von 31 Jahren und 58 Tagen mit den Hoffenheimern die ganz große Bühne betrat, erging es so. Auch Sportchef Alexander Rosen mutmaßte, dass „vielleicht noch ein bisschen mehr drin gewesen“ wäre, und Nationalspieler Nico Schulz ergänzte: „Wenn man so lange führt, will man auch gewinnen.“ Angesichts der starken ersten Halbzeit müsse man „eben versuchen, noch ein Tor zu machen, damit du das Spiel so gut wie beendest“.
Dabei hatten die Hoffenheimer nicht nur lange, sondern auch gleich zweimal vorne gelegen. Die schnelle Führung durch den auffälligen Florian Grillitsch (6.) glich zunächst Ismaily (27.) aus, nach dem zweiten TSG-Tor von Havard Nordtveit (38.) markierte Maycon den Schlusspunkt. „Donezk hat am Ende viel Druck gemacht“, erklärte Nordtveit. Die Hoffenheimer konnten sich damit trösten, dass ihr kommender Gegner Manchester City in der vergangenen Saison bei Schachtjor verloren hatte – zu einem Zeitpunkt allerdings, als die Entscheidung über den Gruppensieg bereits gefallen war.
Die Mannschaft mit der besseren und intelligenteren Spielanlage war am Mittwoch der Tabellenelfte der Bundesliga – was auch Donezk-Coach Paulo Fonseca anerkannte: „Das Spiel heute hat bewiesen, dass Hoffenheim eine starke Mannschaft ist. Sie hatten viele gefährliche Kontersituationen.“
Der Schlüssel dafür lag im guten Defensivverhalten, das nur phasenweise – unter anderem vor den beiden Gegentoren – zu wünschen übrig ließ. Ansonsten wurde aber im Mittelfeld clever und nur dann gepresst, wenn es sinnvoll erschien, in der Abwehr zudem rigoros gekämpft. Dass die Ukrainer den größeren Ballbesitz aufwiesen, stellte kein Problem dar, zumal die Hoffenheimer vor dem Tor die größere Gefahr ausstrahlten.
Der Auftritt in Charkow durfte daher getrost als Fortschritt zur verpatzten Generalprobe am vergangenen Wochenende gegen Fortuna Düsseldorf (1:2) gesehen werden. Und als Mutmacher für die weiteren Aufgaben – in der Bundesliga am Samstag zunächst gegen Borussia Dortmund und in der Königsklasse am 2. Oktober gegen den englischen Meister Manchester City.
„Im ersten Spiel auswärts bei so einem Gegner einen Punkt zu holen, ist ein gutes Ergebnis“, bilanzierte Abwehrspieler Nordtveit, Kapitän Kevin Vogt meinte: „Wir gehen mit breiter Brust aus diesem Spiel.“