München – Was in der Kabine passiert, bleibt in der Kabine. Altes Fußballergesetz. Leon Goretzka kam nach dem 1:1 gegen den FC Augsburg aber sowieso nicht in Versuchung, Interna aus dem Innersten des FC Bayern zu verraten. Ob Niko Kovac laut geworden wäre, wollte ein Reporter wissen. Er sei da nebenan in Behandlung gewesen und habe nichts mitbekommen, sagte der Nationalspieler. „Es war zumindest nicht so laut, dass es bis in die medizinische Abteilung rübergedrungen ist.“
Wäre Goretzka der Trainer des FC Bayern, hätte er sich allerdings den Spieler Goretzka zur Brust genommen. Das Experiment, den Neuzugang als linken Verteidiger zu testen, missriet gründlich, und Goretzka analysierte das erfrischend selbstkritisch. „Zufrieden war ich mit Sicherheit nicht. Das war mit Sicherheit kein gutes Spiel von mir.“
Überrascht habe ihn die Versetzung dabei keineswegs, Kovac hatte ihn ja darauf vorbereitet. „Aber es war klar, dass ich hier nicht den David Alaba mache und eine Flanke mit links nach der nächsten schlage.“ Er habe sich reindenken müssen, „man hat da keine Automatismen“. Zur Pause blieb er draußen. Auch, weil er mit dem Knöchel weggeknickt war. Sein Einsatz morgen in Berlin ist fraglich.
Kovac sah Goretzkas Zweckentfremdung unterdessen weniger kritisch – wobei er sich bei seiner Bewertung einen charmanten Versprecher leistete. „Natürlich kann man einen David Abraham nicht eins zu eins ersetzen auf der Position“, sagte er. Abraham hatte unter Kovac bei Eintracht Frankfurt gespielt.
Goretzka war am Dienstag aber kein Alaba und auch kein Abraham. Über die Gesamtleistung sagte er: „Das war vielleicht ein Weckruf zur richtigen Zeit.“ Die Ohren dürfen ruhig klingen, auch wenn es in der Kabine ruhig geblieben ist. awe