München – Der vielleicht wichtigste Spieler in den Planungen der Basketballer des FC Bayern ist noch gar nicht geboren. Mitte 2021 soll die neue Multifunktionsarena im Olympiapark bezugsfähig sein. Präsident Uli Hoeneß indes sehnt die Sache schon heute herbei. „Wenn wir diese tolle Arena erst mal haben, dann sind unsere Perspektiven natürlich großartig.“ Der Klubchef macht keinen Hehl daraus: In den neuen Basketball- (und Eishockey-)Tempel würde Hoeneß nur zu gerne schon als Big-Player in Europa einziehen.
Der Auftrag ist klar: Drei Jahre haben die Macher um Geschäftsführer Marko Pesic Zeit um eine Mannschaft zu entwickeln, die nationale Spitze bleibt und international zu den Branchenführern wie Real Madrid, Fenerbahce Istanbul oder ZSKA Moskau aufschließen kann.
So etwas kostet natürlich zunächst einmal Geld: Doch man weiß: Wo Hoeneß mittut, sind die Finanzen selten das entscheidende Hindernis. Das sagt der 66-Jährige ganz unbescheiden auch von sich selbst. „Als wir 2014 schon einmal Meister wurden, war ich für zwei Jahre weg, wie jeder weiß“, erklärte er, „dann hat dem Basketball der Motor gefehlt.“
Nun ist alles anders. Zahlen sind im Basketball traditionell nicht offiziell zu haben. Mit rund „zehn Prozent mehr als im Vorjahr“ habe man im Sommer wirtschaften können, erklärte Pesic immerhin. Geschätzt hat der Verein, der heute in Ulm (19.00 Uhr/Sport1) in die neue Saison startet, damit die 20-Millionen-Euro-Marke geknackt. Rund eine Million davon wurde einmal mehr in die ziemlich antike Heimstätte Audi Dome investiert – unter anderem wurde die bis dahin noch originale Lichtanlage in der Arena runderneuert.
Doch es fällt auf: Schon jetzt ist der FC Bayern für eine Spielerkategorie attraktiv geworden, an die vor wenigen Jahren noch nicht zu denken war. Man kann das nicht zuletzt an Petteri Koponen ablesen, der 2013 schon einmal zu Verhandlungen nach München gejettet war und am Ende doch dankend abgelehnt hatte. Fünf Jahre später sagte der finnische Ausnahme-Könner gleich für drei Spielzeiten zu. Und nicht nur er: In Derrick Williams bekommen die Münchner demnächst – wenn der letzte Teil des Medizinchecks erfolgreich absolviert ist – auch noch einen Spieler an Bord, dessen Anspruch bislang die NBA war. Dass sich die Münchner zuvor schon in Vladimir Lucic, Stefan Jovic und dem Langzeitverletzten Milan Macvan drei aktuelle Vize-Europameister an Bord holten, bleibt schon fast unter dem Radar.
Das ist natürlich auch ein Indiz für die Entwicklung der gesamten Sportart in Deutschland. Die BBL hat an Attraktivität gewonnen, weil sich Vereine wie Serienmeister Bamberg oder das unverwüstliche Alba Berlin mit den Bayern weiterentwickelten. Dieser Umstand, der gesamten Szene dienlich zu sein, das ist etwas, was auch Uli Hoeneß gerne betont. Vor einigen Monaten etwa brachte der Verein in die Gespräche mit der Euroleague über die Wildcard für die Jahre 2019 bis 2021 einen Fernsehpartner und einen Geldgeber – im Gegenzug stellte man eine Bedingung: Der Platz des BBL-Champions in der Königsklasse solle in jedem Fall erhalten bleiben.
Und so ist es ja nun auch gekommen: Von der Saison 2019/20 an darf neben den Bayern der neue Meister auf höchster Bühne starten. Oder eben der Finalist, falls die Münchner den nationalen Titel verteidigen. Vor allem für Alba Berlin ist das natürlich ein denkbar spannender Umstand. Brose Bamberg nämlich, der andere Rivale, den die BBL-Trainer als Meistertipp auf der Rechnung haben, hat sich bekanntlich langfristig für die Champions League des Dachverbandes FIBA Europe verpflichtet.