Eishockey

Wiesnbesuch vom Sheriff

von Redaktion

Ungeliebtes EHC-Heimdoppel – Köln mit dem Liebling des Münchner Publikums und guten Neuzugängen

Von Günter Klein

München – Wer in München Eishockey spielt, liebt das Oktoberfest. Viele Eis-Cracks haben einen nordamerikanischen Hintergrund, für sie ist die Begegnung mit der bayerischen Volkskultur eine Erinnerung, die hängen bleibt. Man bekommt überdies eine Lederhose und lernt aus guter Tradition heraus das jeweilige Wiesn-Playmate kennen, das dann auch zum Puckeinwurf in der Olympia-Eishalle vorbeischaut (ehe es von dannen stöckelt).

Der Münchner Eishockeyverein EHC liebt die zwei Wiesn-Wochen aber nicht so sehr. Sie sind Kassengift. Die Münchner Fans gehen auch mal auf die Theresienwiese statt aufs Oberwiesenfeld, auswärtige Anhänger meiden Bayerns Landeshauptstadt in dieser Zeit, weil es nur mit Übernachtung ginge und die teuer ist. Daher bittet der EHC die Liga immer, vor Heimspielen möglichst verschont zu bleiben.

Heuer ist die DEL-Zentrale nicht sehr entgegenkommend. Gleich drei Heimspiele fallen auf die Wiesn, an diesem mittleren Wochenende des Massenrausches sogar zwei: Am Freitag (19.30 Uhr) kommt Krefeld, am Sonntag (14 Uhr) Köln.

Die Krefeld Pinguine wurden in diversen Prognosen auf den letzten Platz der Liga getippt, weil sie wieder einen unruhigen Sommer hatten (Themen: Kann man in der städtischen Arena bleiben? Wer kommt als neuer starker Gesellschafter?). Bis jetzt stellen sie sich aber nicht dumm an: zwei Siege aus vier Spielen. Zumindest können die Rheinländer, bei denen immer noch der quadratisch-praktisch-gute Ex-Münchner Martin Schymainski sich ins Getümmel wirft, ein ekelhafter Gegner sein, den der EHC nach seinem 3:8 in Iserlohn nicht unbedingt haben will.

Andere Ambitionen haben die Kölner Haie, die am Sonntag kommen. Sie liegen einen Platz hinter dem EHC, sind Fünfter. Anders als sonst werden die Haie nicht als einer der Titelfavoriten gelistet. Für Kapitän Moritz Müller aber kein Problem. „Wir hatten sicher schon prominentere Spieler im Kader“, meint er, „doch wir gehen diesmal mit einer Blue-collar-Mentalität ran“. Übersetzt: Die Kölner sehen sich als Arbeiter im Blaumann. Die Einkäufe funktionieren gut: Fabio Pfohl (aus Wolfsburg), Jason Akeson (aus Mora, Schweden) und Colby Genoway (Bratislava, zuvor lange in der Schweiz) sind die führenden Scorer, dazu kommt nun Fredy Tiffels, die deutsche WM-Entdeckung von 2017. Tiffels hat seine Amerika-Pläne aufgegeben, er spielt nun wieder in seiner Heimatstadt Köln. Er fällt aber mit Oberschenkelverletzung vorerst aus.

Interessanteste Personalie: natürlich Steve Pinizzotto. Dreimal war er mit München Meister, trotzdem musste er gehen, Clubeigner Red Bull missfielen die Geschichten, die der Deutschkanadier mit seinen Fouls und Provokationen schrieb. Leicht war es für „Pinner“ nicht, nach dem Abgang in München in der DEL unterzukommen. Das Angebot aus Köln war das einzige.

Unter Münchner Fans ist Pinizzotto („Der Sheriff“) beliebt, viele tragen sein Trikot mit der 14 (die jetzt Justin Shugg) gehört, der Empfang wird herzlich sein. Erstmals spielt Münchens Team gegen ihn – und als Kontrahent soll er ein besonderer Faktor sein. Moritz Müller, in Köln nun Kollege, sagt: „Über Pinizzotto denkst du als Gegenspieler nach – definitiv.“

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