Er war nicht Don Jacksons bester Freund

von Redaktion

Steve Pinizzotto beschäftigt seinen Ex-Club mit üblicher Härte, kann Kölns 1:2 n.V. in München aber nicht abwenden

VON GÜNTER KLEIN

München – Verlängerung, drei gegen drei Feldspieler, viel Platz auf dem Eis. Frank Mauer, Münchens Turbo-Stürmer, nutzte ihn, er trat an, nahm Fahrt auf, zog ab. Kölns Torwart Gustaf Wesslau ließ – seine einzige Nachlässigkeit – den Puck durch den Fanghandschuh rutschen, und Patrick Hager staubte für den EHC München ab zum 2:1-Sieg in der Overtime, die nur 69 Sekunden dauerte. Beendet somit die (Ergebnis-)Krise des Meisters mit zwei wuchtigen Niederlagen (3:8 in Iserlohn und 1:2 zuhause gegen Krefeld).

Was zum Spiel zu sagen war: „Im ersten Drittel hat man uns die Nervosität angemerkt, das zweite war das beste der Saison bisher“, meinte EHC-Trainer Don Jackson, der sich namentlich bei zwei Spielern bedankte: „Danny Aus den Birken im Tor war wieder großartig, und Patrick Hager war ein starker Leader.“ Und mit seinem ersten Saisontreffer eben auch der Siegtorschütze.

Geachtet wurde allerdings auf einen Spieler, der nicht scorte: Steve Pinizzotto. Seine Geschichte stand über der Begegnung zwischen München und Köln. Drei Jahre hatte er für den EHC gespielt, war dabei zum Enfant terrible der Deutschen Eishockey-Liga geworden. Er bekam keinen neuen Vertrag mehr und wechselte zu den Haien. Aus dem Münchner „Spieler mit der Nummer 14“ (so nannte man ihn beim letztjährigen Playoff-Halbfinalgegner Mannheim, denn seinen Namen wollte man nicht mehr in den Mund nehmen) ist der Kölner Spieler mit der Nummer 41 geworden. Eine pikante Personalie.

Steve Pinizzotto hat sie kurzfristig noch befeuert mit einem Interview auf telekomsport. Er sagte, er habe keine sonderlich gute Beziehung zu Don Jackson unterhalten. Der Münchner Meistertrainer, am Sonntag nach dem Spiel gegen Köln mit den Aussagen konfrontiert, zog die Augenbraue hoch: „Das ist das erste Mal, dass ich das von einem Spieler höre.“ Der US-Amerikaner Jackson gilt als menschlich sehr korrekt im Umgang mit seinen Cracks. Immer wieder aber mal war zu hören, dass er Pinizzotto wegen lascher Trainingseinstellung Denkpausen verordnet hatte. „Es gab definitiv einige Herausforderungen mit Steve“, sagt er nun. „es ging meist um seine Fitness, er hatte ja auch Verletzungen“.

Auf seinen Ex-Spieler will er am Sonntag nicht sonderlich geachtet haben, dennoch blieb einiges hängen: „Ein Schuss im Powerplay von der Seite, physische Szenen, Strafzeiten.“ Natürlich hatte Pinizzotto die meisten Strafminuten von allen Akteuren: vier für Stockschlag, zwei für übertriebene Härte. Er legte sich mit den Spielern an, die zu seiner Zeit noch nicht in München waren: mit John Mitchell kam es zu kurzem Raufhändel, und er versuchte, EHC-Neuzugang Matt Stajan, dem Tausend-Spiele-Mann aus der NHL, zu triezen. Der ließ ihn seinerseits aufs Eis segeln und sagte: „Schon okay. Wir haben die gleiche Heimatstadt in Kanada, ich kenne seinen älteren Bruder.“ Von den alten Kameraden scheint Pinizzotto Ryan Button nicht zu mögen. Dem gab er öfter einen mit.

In einigen Momenten kam auch von den Pinizzotto-Fanboys im EHC-Publikum das Reklamations-Pfui, doch alles war schnell wieder vergessen: Pinizzotto wurde so freundlich verabschiedet, wie er begrüßt worden war.

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