München – Sechs Spiele, dreieinhalb Siege (der jüngste, 2:1 gegen Köln, erst in der Verlängerung), das Torverhältnis ausgeglichen (15:15), in der Tabelle Sechster, im Überzahlspiel nur Zehnter – meisterschaftsverdächtig wirkt die Zwischenbilanz des Serienmeisters EHC München in der neuen Saison noch nicht. Die Torproduktion stockt, in den vergangenen zwei Wochen sagten diverse Spieler immer wieder: „Wir müssen mehr Scheiben zum Tor bringen, wir brauchen auch mal ein dreckiges Tor.“
Man muss nach sechs von 52 Runden nicht die Tabelle anführen. „Das ist nicht ungewöhnlich“, sagt Trainer Don Jackson zum derzeitigen Mittelplatz. Er will der Mannschaft „auch nicht unterstellen, dass sie nicht arbeitet“, so seine Anmerkung am Freitag nach der 1:2-Heimniederlage gegen Krefeld. Die nicht so guten Ergebnisse in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) – kein Sieg deutlicher als mit zwei Toren Vorsprung – wirken halt überraschend, weil die Resultate in der Champions Hockey League (CHL) gestimmt haben. Da hat der EHC München nach vier von sechs Vorrundenpartien das Achtelfinale schon sicher. Nächste und übernächste Woche kommt es auf die Begegnungen mit den Malmö Redhawks gar nicht mehr an. Gegen Turku agierte der EHC dominant (auch wenn er in Finnland verlor), Yunost Minsk aus Weißrussland hatte er fest im Griff.
Patrick Hager, Siegtorschütze in der Overtime gegen seinen ehemaligen Club Köln, findet, dass sich der EHC in den internationalen Spielen leichter tut. „Da kennen uns die Gegner nicht so gut und sind überrascht, wenn unsere Verteidiger aggressiv angreifen.“
In der DEL sind die Voraussetzungen andere. Das System, das Don Jackson spielen lässt, ist hinlänglich bekannt, alle Spiele aller Teams sind in Aufzeichnungen zugänglich. „In der Liga kennt man uns“, sagt Patrick Hager. So setzten die Augsburger Panther dem EHC zu, indem sie sein System aufgriffen, und sogar ein schlecht besetztes Team wie das der Krefeld Pinguine fand einen Weg, den Münchnern kaum Abschlüsse im Slot, dem Korridor vor dem Tor, zu gewähren.
Doch nicht nur der EHC München wandelt derzeit zwischen nationalen und internationalen Herausforderungen, sondern auch das Team, das er am Sonntag knapp schlug: die Kölner Haie. Für sie steigt morgen (16 Uhr) das Spiel des Jahres – das aber nur ein Freundschaftsspiel ist. In Köln gastieren die Edmonton Oilers, die kurz vor NHL-Saisonstart im Rahmen der Promotion-Tour Global Series in Europa sind. Die besondere Geschichte zu diesem Spiel: Für die Oilers spielt Leon Draisaitl, über den man vor einigen Jahren noch sagte: Er ist der Sohn des bekannten Peter Draisaitl. Der alte Draisaitl coacht die Kölner Haie, und jungen Leuten erklärt man. dass er der Vater des überaus berühmten Leon Draisaitl, Star in der NHL, ist.
0:1 daheim gegen Straubing, 1:2 n.V. in München – mit diesen Vorergebnissen gehen die Haie ins Match gegen die Oilers. Was soll das werden? Matt Stajan, der Münchner NHL-Import, blickt auf diesen Vergleich der Ligen voraus: „Jede Liga spielt einen anderen Stil. Das NHL-Team wird vielleicht nicht so dominant sein, wie man das erwartet.“ Was er sicher sagen kann: Dass der als bester Spieler der Welt geltende Connor McDavid Deutschland verzaubern wird: „Ihr werdet staunen, wie schnell er ist.“