München – Ein Auftritt mit Dreitagebart, das kommt bei Niko Kovac nicht so häufig vor. Aber sonst hat sich am Trainer des FC Bayern nach der ersten missratenen Woche in seiner Münchner Dienstzeit mit dem Remis gegen Augsburg und der Niederlage bei Hertha BSC nicht viel verändert. Er sieht, wie er versichert, keinen Grund nervös zu sein. „Wenn wir in beiden Spielen keine Chancen gehabt hätten, würde ich mir Sorgen machen“, sagte er vor dem zweiten Champions -League-Spiel der Münchner an diesem Dienstag gegen Ajax Amsterdam. „So aber nicht.“ Ein bisschen hat es etwas von einer „Guten-Laune-Fassade“, aber das ist ja keine schlechte Idee. Denn der Rekordmeister ist ja bekannt dafür, dass es schnell vorbei ist mit der Gelassenheit im Verein und im Umfeld, wenn es auch nur kitzekleine Hinweise gibt, dass der Erfolg in Gefahr geraten könnte. Vor einer Woche habe noch der Eindruck in der Liga bestanden, „dass wir unbesiegbar sind“, sagte Thomas Müller. „Jetzt hat uns die Realität eingeholt.“
Die Münchner sind nach Punkten so gut wie im vergangenen Jahr nach sechs Bundesliga-Spieltagen, aber die Situation ist dennoch nicht mit jener unter Carlo Ancelotti vergleichen. Zum einen sind die Bayern damals nicht nur einen Punkt in der Tabelle hinter Dortmund gelegen sondern fünf, und zum anderen hatte der Trainer in den Augen der Spieler und der Verantwortlichen nicht alles richtig gemacht. Deshalb war damals die 0:3-Niederlage gegen Paris der Schlusspunkt für Ancelotti.
Kovac hat dagegen vieles richtig gemacht bis zur vergangenen Woche. In den ersten knapp drei Monaten seiner Dienstzeit überzeugte er als Moderator und bewies ein gutes Händchen bei der Auswahl des Personals. Er half bei der Wiedereingliederung von Robert Lewandowski und sorgte für halbwegs Zufriedenheit bei Franck Ribery und Arjen Robben, weil er es schaffte, sie gerade so oft auf die Bank zu setzen, dass sie damit klar kamen. Er verstand es, Spieler zum richtigen Zeitpunkt und am richtigen Ort einzusetzen: Renato Sanches bei seinem Heimatverein Benfica Lissabon, Leon Goretzka bei seinem Ex-Club Schalke 04 und jetzt gegen Ajax darf natürlich der Niederländer Robben von Anfang an spielen, trotz schwacher Leistung in Berlin, das verriet Kovac. Der Trainer hat erst einmal nicht viel zu befürchten, selbst dann nicht, wenn die Bayern einen Sieg gegen Amsterdam verpassen. Aber es würde unruhig werden in der Führungsetage.
„Es war nicht alles eitel Sonnenschein nach sieben Siegen und es wird nach zwei Spielen mit einem Punkt nicht alles so schlecht sein, dass man alles hinterfragen muss“, sagt Kovac. Er weiß aber, dass genau das passiert in diesen Tagen. Zum Beispiel steht die Chancenverwertung in der Kritik. Für Kovac liegt dies aber nur an „Kleinigkeiten, die wir besser machen müssen“. Er bezeichnet die Phase als „Momentaufnahme“ und könne versprechen, „dass wir nicht die nächsten zehn Spiele verlieren werden“.
Im Gegensatz zum Trainer reagierten die Spieler gereizt auf die Ereignisse der vergangenen Woche. „Meine Mannschaft hat es schon gestört, dass wir verloren haben“, erzählte Kovac. Die Stimmung hat also etwas gelitten in diesen ersten Herbsttaten. Aber die Bayerm und Kovac verlassen sich darauf, dass auch dieses Mal passiert, was beinahe als feststehende Regel gilt beim Rekordmeister. „Die, die den FC Bayern kennen, wissen, dass wir uns das nicht gefallen lassen“, sagte Kovac, der sich „eine Reaktion“ von seiner Mannschaft erhofft. „Wir sind in der Allianz Arena, wir sind der FC Bayern, wir möchten der Partie unseren Stempel aufdrücken.“
Das Spiel gegen Ajax ist das, was man gerne als richtungsweisend bezeichnet. Für den FC Bayern in dieser Champions-League-Gruppe und für Kovac.