Vertragsangebot auf dem OP-Tisch

von Redaktion

Haching lässt Kapitän Welzmüller nach Kreuzbandriss nicht fallen – und er will kämpfen

VON ANDREAS WERNER

Unterhaching – Seppi Welzmüller war dabei, obwohl er in einer fernen Klinik lag. Als die SpVgg Unterhaching am Samstag in Großaspach antrat, versammelten sich seine Kollegen vor dem Anpfiff um das Trikot des Kapitäns. Sie wollten auch für ihn kämpfen, nachdem er drei Tage zuvor im Derby gegen den TSV 1860 seinen zweiten Kreuzbandriss erlitten hatte. „Diese Verletzung trifft uns wirklich hart“, so Präsident Manfred Schwabl, „er wird auf dem Platz fehlen und außerhalb. Er war und ist immer da, wenn es bei uns mal eng zugeht, auch hinter den Kulissen – Seppi Welzmüller ist Unterhaching pur.“

Als der 28-Jährige nach der Partie gegen die Löwen auf der Pritsche lag, sein Bruder Max, der beim FC Bayern II spielt, als Beistand an seiner Seite, fasste Schwabl sofort umgehend einen Entschluss – während Welzmüller auf dem OP-Tisch landet, liegt an der Geschäftsstelle ein neuer Vertrag für ihn bereit. „So trete ich nicht ab“, hatte der Innenverteidiger noch in der Kabine gesagt. „Wenn er will, geben wir ihm alle Chancen, hier zurückzukehren“, sagt der Clubchef der Hachinger.

Vor vier Jahren kam Welzmüller von Heimstetten, seither wuchs er immer mehr in die Führungsrolle. Zwischendurch bremste ihn ein erster Kreuzbandriss, nun ist das andere Knie betroffen. Gegen die Löwen fasste er den Mut, in der Schlussphase beim Stand von 0:1 einen Elfmeter zu schießen – er vergab. Minuten später erlitt er die üble Verletzung. „Ich habe ihn in den sechs, sieben Minuten nach seinem Fehlschuss beobachtet“, sagt Schwabl, „da habe ich einen tieftraurigen Seppi auf dem Platz gesehen – es ist zwar spekulativ, aber ich bin sicher: Wenn er diesen Elfmeter reinmacht, verletzt er sich danach nicht.“

Das sei Psyche, so der ehemalige Profi: „Sobald du mit dem Kopf runterfährst, wirst du anfällig.“ In Stephan Hain habe man da ein gutes Beispiel in den Reihen, findet Schwabl: „Der war bei 1860 die ganze Zeit verletzt, weil er sich nicht wohlgefühlt hat. Bei uns geht es ihm top, und er ist nie verletzt.“ In Großaspach erzielte der Ex-Löwe das 1:1, sein fünftes Saisontor.

Schwabl sieht in der Verletzung von Welzmüller „eine Botschaft. Wir müssen uns noch mehr Gedanken machen, dass wir uns tiefer mit den Menschen in den Spielern beschäftigen. Wir legen immer schon ein wichtiges Augenmerk auf den Charakter, da werden wir also weitermachen. Es ist essenziell, dass man sich wohlfühlt.“

Mit Blick auf die Aufgaben vor der Länderspielpause findet der Präsident, dass Claus Schromm und sein Team nun vor einer neuen Herausforderung steht. „Die Gegner analysieren uns. Es heißt immer, wir sind die Spielstärksten in der Liga – da wissen jetzt alle, dass sie unseren Impulsgebern auf den Füßen stehen müssen. Wir müssen das lösen.“ Nach den ersten Saisonspielen sagten die Hachinger, sei seien erwachsen geworden. „Das stimmt auch so“, meint Schwabl, „aber jetzt müssen wir halt noch erwachsener werden.“ Nur leider ohne Seppi Welzmüller.

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