Aha-Erlebnis beim „Arc“

von Redaktion

Von Boettichers Hengst Waldgeist deutet mit Platz vier in Paris sein enormes Potenzial an

München – Auch eine gute Woche nach dem vierten Platz von Waldgeist im Prix de l’Arc de Triomphe in Paris, dem bedeutendsten Galopprennen der Welt, hört man dem Besitzer des Hengstes, Dietrich von Boetticher, die Enttäuschung an. „Ein Sieg im Arc wäre so schön gewesen“, sagte er geknickt.

Das mit fünf Millionen Euro dotierte und jeden ersten Oktober-Sonntag stattfindende Rennen der Gruppe I zählt zu den Sehnsuchtsveranstaltungen aller Besitzer – Trainer und Jockeys sowie der aktuelle Präsident des Münchener Rennvereins (MRV) bilden da offensichtlich keine Ausnahme. Die gewaltigen Erfolge, die von er regelmäßig im internationalen Galopprennsport feiert, scheinen dabei ohne Belang. Selbst der „Arc“ stellt für ihn kein Neuland dar.

2005 gewann der aus Boettichers Gestüt Ammerland stammende Hurricane Run zwar das Rennen, befand sich zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr in seinem Besitz. 1999 kam Boettichers Stute Borgia auf Platz sieben, 1997 wurde sie Dritte.

Der Züchter spielt damit seit geraumer Zeit in der höchsten Liga seines Sports. Illustre Sieger des Prestige-Rennens waren zum Beispiel der Aga Khan oder die Familie Oppenheimer, heute konkurriert der Besitzer unter anderem mit Khalid Abdullah (dessen Stute Enable heuer den Prix de l’Arc de Triomphe für sich entschied) oder dem Godolphin Management von Scheich Mohammed al Maktoum, dem wichtigsten Besitzer von Rennpferden weltweit.

Von Boettichers Spezialist für Starter im „Arc“ ist seit langer Zeit der französische Erfolgstrainer Andre Fabre. Er gilt als „Trainer der Trainer“ und verfolgt wie der prominente Münchener Besitzer höchste Ansprüche. Einmal im Jahr, heißt es, kämen Fabre, sein britischer Kollege John Gosden und der deutsche Top-Trainer Peter Schiergen ins Gestüt am Starnberger See und besichtigten die Jährlinge – im Anschluss werde entschieden, welcher Trainer welche Pferde betreut.

Dass Waldgeist ein Kandidat für den Prix de l’Arc de Triomphe sein kann, hatte sich sehr früh abgezeichnet, nämlich als der Hengst 2016 bereits beim dritten Start überhaupt im Criterium De Saint-Cloud, einem Gruppe I-Rennen der höchsten internationalen Kategorie für zwei Jahre alte Pferde, siegte. Entscheidendes Detail: Die für so junge Pferde sehr lange Distanz von 2000 Metern.

Im „Arc“ werden 2400 Meter gelaufen, also Galopper mit Steherqualitäten benötigt. Nachdem Waldgeist im Herbst 2017 übrigens im Großen Preis von Bayern in München antrat (Platz vier), nahm er in dieser Saison mit vier Gruppe-Siegen in Folge direkten Kurs auf Paris. Wie er den Rennverlauf bewertet? Von Boetticher zufolge wäre für den Vierjährigen wohl eine bessere Platzierung möglich gewesen, wenn Jockey Pierre-Charles Boudot mit ihm in der entscheidenden Rennphase auf der Außenbahn angreifen hätte können und nicht im Pulk der Pferde festgesessen wäre.

Welche Pläne er mit Waldgeist im kommenden Jahr verfolgt? „Vollkommen offen“, sagt der Besitzer: „Die Entscheidung fällt letztlich der Trainer.“ Einen erneuten Start im Rennen aller Rennen schließt Dietrich von Boetticher allerdings nicht aus: „Das Potenzial hat er.“

Unterdessen sind die Planungen für das laufende Jahr noch nicht abgeschlossen. Wie gestern bekannt wurde, soll Waldgeist Anfang November beim prestigeträchtigen Breeder’s Cup Turf in den USA antreten. Den Start kündigte Trainer Andre Fabre in einem Fachmagazin an. Neben jeder Menge Träume und Hoffnungen steht erneut viel Geld auf dem Spiel. Gesamtdotation: Vier Millionen Dollar. CHRISTIAN WANNINGER

Artikel 1 von 11