Sevilla – Diesmal konnte selbst der unglaubliche Paco Alcacer nichts ausrichten. Der BVB-Stürmer erzielte für Spanien in der Nations League zwar sein neuntes Tor binnen 17 Tagen, doch ein Engländer stellte den 25-Jährigen in der historischen Nacht von Sevilla in den Schatten: Zum ersten Sieg der Three Lions auf spanischem Boden seit 31 Jahren steuerte Raheem Sterling zwei Tore in nur 22 Minuten bei – und versetzte das Mutterland des Fußballs ins Schwärmen.
„Das war das beste Spiel einer englischen Mannschaft seit München 2001“, erklärte Ex-Nationalspieler Jamie Carragher nach dem 3:2 (3:0) am Montagabend. Der TV-Experte für Sky UK war vor 17 Jahren als Einwechselspieler dabei, als die Gäste den Erzrivalen Deutschland im Münchner Olympiastadion mit 5:1 regelrecht zerlegten.
Die damalige Spielergeneration um David Beckham und Michael Owen hechelte letztlich vergeblich den großen Pokalen hinterher. Doch ihre Nachfolger scheinen das Zeug für einen EM- oder WM-Titel zu haben – glaubt Teammanager Gareth Southgate: „So zu spielen, sollte der Referenzpunkt für die Zukunft sein“, betonte er.
Die „Könige von Spanien“ (Daily Mirror) erwischten den früheren Welt- und Europameister vor allem in der ersten Hälfte mit Überfallfußball auf dem falschen Fuß: Sterling (16./38.) erzielte seine ersten Tore für England seit mehr als drei Jahren, der erst 20-jährige Marcus Rashford markierte das zwischenzeitliche 2:0 (30.) – nie zuvor kassierte die Furia Roja in einem Pflichtspiel auf heimischem Boden drei Gegentore.
„Sterling hat Spanien förmlich abgerissen“, lobte die „Sun“ den 23-Jährigen von Manchester City. „Was für ein Spieler! In seinem Alter hatte ich nicht mal ein Länderspiel“, twitterte Stürmerlegende Gary Lineker (57). Mit Blick auf den erst 20-jährigen Rashford erklärte er: „Er ist noch so jung. Gebt diesen Spielern Zeit!“
Wie zum Beleg mussten die Gäste nach dem Seitenwechsel zittern. Die im Schnitt 23 Jahre alte Southgate-Mannschaft, die jüngste FA-Auswahl seit 59 Jahren, kassierte in der 58. Minute den Anschlusstreffer durch den kurz zuvor eingewechselten Alcacer, Kapitän Sergio Ramos verkürzte in seinem 160. Länderspiel in der achten Minute der Nachspielzeit auf 2:3.
„Normal wäre es gewesen, die Spieler umzubringen“, sagte Spaniens Nationaltrainer Luis Enrique nach seiner ersten Niederlage im vierten Spiel: „Aber ich habe sie aufgebaut, keinen ausgetauscht und ihnen gesagt, dass große Nationen leiden müssen.“ sid