Ein Abend der Hoffnung

von Redaktion

Bayerns Basketballer feiern gegen Panathinaikos Athen ihren Premierensieg in der Euroleague

VON PATRICK REICHELT

München – Vergangenen Sonntag in Braunschweig hatte Daniele Baiesi die Fangemeinde der Basketballer des FC Bayern noch persönlich vertröstet. Nein, Derrick Williams werde auch diesmal nicht spielen, ließ der medienscheue Sportdirektor wissen, „wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen“.

Warten auf Williams – am gestrigen Euroleague-Abend gegen Panathinaikos Athen war es damit also vorbei. Bereits nach gut sechs Minuten schickte Trainer Dejan Radonjic den NBA-erprobten US-Forward aufs Feld. Mit ihm soll alles besser werden, und diese Hoffnung trügte nicht.

Im zweiten Auftritt in Europas Beletage hatten die Bayern am Ende Zählbares in den Händen. Mit 80:79 (40:41) hatten sie den Titelaspiranten aus Griechenlands Metropole am Ende eines dramatischen Basketballabends niedergerungen. Und mit großem Kämpferherz gleich einmal ein Signal an die Konkurrenz gesandt. Jawohl, auch mit uns ist auch in dieser Spielzeit schon zu rechnen.

In den Bayern-Reihen hatten sie aus dem Euroleague-Auftakt-Debakel vergangene Woche gegen Anadolu Istanbul ja vor allem einen Schluss gezogen. Man müsse lernen, und zwar schnell, gaben die Verlierer zerknirscht zu Protokoll. Und es zeigte sich bald: Diese Bayern wollten ihrer Ankündigung Taten folgen lassen.

Ok, zwei, drei Minuten brauchten sie um sich in diese Partie hineinzufuchsen. Aber auch vom schnellen 7:0 des Favoriten ließ man sich nicht stören. Die taktisch leicht veränderten Bayern griffen in der Defensive zunehmend beherzter zu. In der Abwehr physischer zu sein, genau da hatte Radonjic in den vergangenen Tagen den Habel angesetzt. Kein schlechter Gedanke, zumindest nahm man einige Bewegung aus dem Scoreboard des, von rund 300 Fans konstant stimmgewaltig unterstützen, griechischen Traditionsclubs.

Und vorne? Öffnete mal wieder Spielmacher Stefan Jovic die Türen. Der Serbe verteilte Bälle und vollstreckte. Schon gegen Istanbul war er einer der wenigen Bayern auf Euroleague-Niveau gewesen. Und dann war da ja auch noch Derrick Williams. Der 27-Jährige kam und führte sich gleich einmal mit einem Dunk ein, bei dem er seinen Gegenspieler wohl notfalls auch mit durch die Reuse passiert hätte.

Natürlich blieben die Spielanteile des Kaliforniers insgesamt noch begrenzt. 5 Punkte in 14 Einsatzminuten sind auch noch keine außerirdische Bilanz. Und doch ließ Williams schon einige Male aufblitzen, dass er für die Bayern tatsächlich schon bald ein im wahrsten Sinne des Wortes gewichtiger Faktor (110 Kilo) werden könnte.

Doch nicht nur Williams, das ganze Bayernteam machte deutlich, dass der Anpassungsprozess in Europa weit kürzer ausfallen könnte als das zuletzt zu befürchten war. Devin Booker (11 Punkte) schlug sich unter dem Korb prächtig gegen den furchterregenden James Gist. Petteri Koponen (10) und der zuletzt schon immens treffsichere Nihad Djedovic (19) sorgten aus der Distanz immer für Gefahr.

Eine Mischung, die am Ende reichte, um den ersten ganz Großen der Szene stolpern zu lassen. Am Ende setzte der allgegenwärtige Serbe Vladimir Lucic mit einem Ballgewinn zwei Sekunden vor Schluss den Deckel auf einen feinen Münchner Europapokalabend. Der nächste soll schon übermorgen folgen. Dann muss der FC Bayern auswärts beim FC Barcelona ran.

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