Paris – Lange auf Augenhöhe mit dem Weltmeister gespielt, aber am Ende doch wieder verloren. Die deutsche Mannschaft hat im dritten Spiel der Nations League die zweite Niederlage kassiert und droht aus der Eliteklasse abzusteigen. Doch der Auftritt beim 1:2 (0:1) gestern Abend gegen Frankreich war hoffnungsvoll. Die Diskussionen um Bundestrainer Löw werden nicht verstummen, aber weniger werden. Er hat Mut bewiesen und eine stark verjüngte Mannschaft in Paris auf den Platz geschickt. Die spielte lange mit dem Weltmeister auf Augenhöhe und wurde durch einen unberechtigten Elfmeter um den verdienten Punkt gebracht.
Auf fünf Positionen hat Löw seine Mannschaft gegenüber dem Spiel am Samstag gegen die Niederlande verändert. Den verletzten Jerome Boateng ersetzte dessen Münchner Teamkollege Niklas Süle. In der Offensive durften sich Serge Gnabry und Leroy Sane statt Thomas Müller und Mark Uth von Angang versuchen. Außerdem bekamen Thilo Kehrer und Nico Schulz den Vorzug vor Jonas Hector und Emre Can.
Der Bundestrainer reagierte vor allem mit seinen Umstellungen in der Offensive auf die zuletzt nicht nur ideenlosen, sondern auch tempoarmen Angriffsbemühungen der deutschen Mannschaft. Tatsächlich hatte der Weltmeister einige Probleme mit dem flinken Trio Sane, Werner und Gnabry. Die Partie begann allerdings mit ein paar gefährlichen Aktionen der Franzosen. Einmal – natürlich – durch Kylian Mbappe, der zunächst Toni Kroos und dann auch noch Mats Hummels stehen ließ. Die Hereingabe landete allerdings bei Matthias Ginter (9. Minute). Danach tauchte Griezman im Strafraum auf, doch die deutsche Abwehr passte auf, konnte klären (10.).
Doch plötzlich war es vorbei mit des Weltmeisters Anfangsschwung. Die jungen schnellen Wilden im deutschen Team haben begonnen, sich zu sortieren – der zweite ansehnliche Vorstoß sorgte für den ersten Höhepunkt im Stade de France, allerdings anders, als es sich die französischen Fans erhofft hatten. Sane enteilte auf der rechten Seite und wollte in die Mitte flanken, zwar lenkte Presnel Kimpembe den Ball ab, allerdings mit dem Arm, und Schiedsrichter Milorad Mazic aus Serbien entschied auf Handelfmeter. Toni Kroos. in der stark verjüngten deutschen Mannschaft nicht nur einer der erfahrensten, sondern mit 28 auf einer der ältesten, trat an und erzielte mit etwas Glück, weil Torhüter Hugo Lloris nur mit den Fingerspitzen am Ball war, das 1:0 für den Weltmeister von 2014 (14.) .
Löw ballte kurz die Faust, sehr viel mehr an Gefühlsausbruch gab es nicht. Es war ja gerade einmal eine knappe Viertelstunde gespielt und nicht zu erwarten, dass die Franzosen nicht noch etwas zuzulegen haben würden.
Doch dieses Tor hat erst einmal der deutschen Mannschaft Mut gemacht. Mit schnellem Umschaltspiel und dank der flinken rSane und Werne wirkte die sonst so gut organisierte Abwehr der Franzosen plötzlich gar nicht mehr souverän. Der Weltmeister hatte gar Glück, keinen zweiten Treffer zu kassieren, als zunächst Mats Hummels scheiterte und dann Ginter verpasste. Kurz davor hatte Sane beweisen wollen, dass er doch gar nicht so eigensinnig ist, wie es manchmal heißt. Er spielt allein vor Lloris im Strafraum noch einmal quer statt selbst abzuschließen. Sein Zuspiel erreicht den mitgelaufenen Werner allerdings nicht.
Der Gastgeber erwachte aus seiner Schockstarre erst wieder kurz vor der Pause, aber bis auf eine Chance von Olivier Giroud, der aus kurzer Distanz vergab, strahlte der Weltmeister keine große Gefahr mehr aus in der zweiten Hälfte. Nach der Pause sah dies dann anders aus. Die Franzosen hatten sich ganz offensichtlich vorgenommen, mit mehr Engagement der drohenden Niederlage im eigenen Stadion zu begegnen. In jener Phase konnte Manuel Neuer beweisen, dass er doch noch ein ganz guter Torwart ist. Er lenkte einen Schuss von Mbappe im Herauslaufen ab und verhinderte so den Ausgleich (52.). Zehn Minuten später war er allerdings machtlos. Weil Kehrer Hernandez nicht energisch genug störte, konnte der auf Griezmann spielen. Der Stürmer von Athletico Madrid traf per Kopf aus zehn Metern zum 1:1 (62.). Es entwickelte sich ein munteres Spielchen in der letzten halben Stunde, mit einem unglücklichen Ende für die DFB-Elf. Mazic entschied noch einmal auf Elfmeter, dieses Mal unberechtigt gegen Deutschland – er hatte ein Foul vonHummels an Mbappe gesehen. Griezmann verwandelte sicher (80.) und drehte damit das Spiel.