Zweimal Löwe, immer Löwe

von Redaktion

Quirin Moll hat in Braunschweig Abstiegskampf erlebt und sagt: Bei 1860 passiert das nicht

VON ULI KELLNER

München – Ob er ein gefragter Mann sei in diesen Tagen? Quirin Moll überlegt kurz, addiert im Kopf die Kontaktaufnahmen aus Braunschweig mit denen aus dem Sechzger-Lager, dann sagt er: „Nee, eigentlich nicht. Vor Heimspielen ist bei mir immer viel los mit Kartenanfragen. Ich komm’ ja schließlich aus München.“

Aufgewachsen ist Moll, 27 in Dachau, wo er als kleiner Bub mit Fußball anfing und sich schnell für den FC Bayern empfahl (F- bis A-Jugend). Seine ersten Stationen im Herrenfußball waren Heimstetten und Unterhaching (2012/13), ehe er über Dresden in Braunschweig landete. Mit Jürgen Moll, dem früheren Eintracht-Profi, 1968 bei einem Autounfall ums Leben gekommen, habe er nur den Namen gemeinsam, betont der defensive Mittelfeldspieler. In seinen beiden Jahren in Braunschweiger sei das durchaus ein Thema gewesen – „da bin ich immer wieder danach gefragt worden“.

Hier in München interessiert gerade eher sein Gefühlsleben, die übliche Frage nach alten Kontakten und etwaiger innerer Zerrissenheit. Darauf angesprochen, sagt Moll: „Gegen den Ex-Verein – das ist schon irgendwie etwas Besonderes.“ Viel habe sich für ihn aber nicht geändert, fügt er im Scherz hinzu: „Einmal Löwe, immer Löwe – dieser Spruch ist sehr zutreffend in meinem Fall.“

Dass Moll nun für die weißblauen Löwen spielt, hat zum einen sportliche Gründe: Die Eintracht-Löwen stiegen ab – und Daniel Bierofka suchte gerade einen versierten Lenker für sein Aufstiegsteam. Aber auch weiche Faktoren hätten eine Rolle gespielt, so Moll: „Ich hab meine Heimat vermisst.“ Statt 2. Liga sonst wo spielt er lieber 3. Liga mit 1860, wo er die Chance sieht, an einer Erfolgsgeschichte mitzuschreiben: „Ich will hier etwas bewegen.“

Das gelang zu Beginn der Saison deutlich besser als zuletzt, doch Moll sieht keinen Anlass, trotz des sportlich trüben Herbsts (fünf Spiele ohne Sieg) die Krise auszurufen. Im Gegenteil: „Obwohl die Punkteausbeute nicht optimal war, hätten wir fast jedes Spiel gewinnen können“, sagt er: „Wenn wir alles auf den Rasen kriegen, sind wir ganz schwer zu schlagen.“

Hätte Bierofka kaum anders ausgedrückt. Der Löwen-Trainer ist überhaupt voll des Lobes über seinen Chefstrategen. „Es ist überragend, dass wir den bekommen haben“, sagte er, als der Wechsel geklappt hatte. Und auch sonst fallen dem Coach nur positiv besetzte Vokabeln zu Moll ein. „Er ist bodenständig, demütig und ein feiner Kerl.“ Kurzum: „Ein Glücksgriff.“

Moll nimmt die Rolle des Führungsspielers gerne an – und weiß natürlich auch, was am Samstag auf dem Spiel steht. Für Braunschweig, das gerade die Trainerkarte gezogen hat, geht es ebenso um eine Trendwende wie für 1860. Moll kündigt an, Bierofka mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Dass ihm mit 1860 ein ähnlicher Absturz drohen könnte, wie er ihn mit der Eintracht erlebte, glaubt er nicht. „Hier ist ein ganz anderer Teamspirit“, sagt er: „Es ist ein riesiger Unterschied – fast wie Tag und Nacht.“

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