Rom – Viele Menschen standen am Dienstagabend auf einer U-Bahn-Rolltreppe in Rom. Sie wollten zu einem Fußballspiel. Auf einmal rauschte die Treppe in die Tiefe. Menschen stürzten übereinander, sprangen panisch über den Handlauf. Vor dem Champions-League-Spiel zwischen dem AS Rom und ZSKA Moskau (2:0) spielten sich dramatische Szenen ab.
In der Metrostation Repubblica mitten im touristischen Zentrum Roms wurden mindestens 24 Menschen verletzt, mehrere davon schwer. Die meisten sind Russen, wahrscheinlich alle Fans des Moskauer Clubs.
Warum rasselte die Rolltreppe auf einmal in die Tiefe und brach unten ein? Das ist nun die drängendste Frage. Bürgermeisterin Virginia Raggi sprach noch am Dienstagabend von singenden und tanzenden Fans, die die Treppe demoliert haben könnten. Die Staatsanwaltschaft ermittle. Italiens Vize-Premier Matteo Salvini machte am Mittwoch dann Dutzende „betrunker Pseudofans“ für das Unglück verantwortlich.
Wer in Rom schon einmal mit der U-Bahn oder dem Bus unterwegs war, denkt auch an anderes: Das Verkehrssystem ist absolut marode. Fällt Regen, werden Bahnhöfe wegen Überflutung geschlossen. Busse bleiben regelmäßig liegen oder fangen Feuer, wie zuletzt ein Bus in unmittelbarer Nähe des Trevi-Brunnens.
Nun also die Rolltreppe. Die öffentliche Verkehrsgesellschaft Atac versicherte, dass die U-Bahn-Treppen einmal im Monat gewartet würden. Interne Ermittlungen sollen nun Aufschluss geben.
Jeder Römer erlebt Tag für Tag, dass Atac unter chronischem Missmanagement leidet. Rolltreppen in römischen U-Bahnhöfen sind oft sowieso außer Betrieb. Diesen Samstag ist eine große Demo gegen die Stadtverwaltung angekündigt, die Menschen haben Schlaglöcher in den Straßen, marode Busse und Bahnen und Müllberge satt.
Russische Fans erzählen italienischen Medien, dass sie nicht gesprungen seien. „Wir standen auf der Treppe, als sie auf einmal nachgegeben hat“, sagt Daria Petrova. Auf einem Video ist zu sehen, wie die Menschen auf der Treppe stehen, die dann auf einmal Geschwindigkeit aufnimmt und nach unten rasselt. Im unteren Bereich hätten sich die Menschen gestapelt, so der Einsatzleiter Giampietro Boscaino. Die meisten erlitten Verletzungen an den Beinen.
Es sei schwer aus der Ferne zu beurteilen, was zu dem Unglück geführt habe, sagt Achim Hüsch, Experte beim TÜV Rheinland für Fahrtreppen. „Solche Fälle kommen recht selten vor.“
Es könnte sein, dass eine Bremse, eine Kupplung oder ein Zahnrad versagt habe, sagt Hüsch. Hinzu könnte eine „gnadenlose Überbelastung“ der Rolltreppe durch zu viele Menschen kommen. „Wenn die dann noch hüpfen, entstehen Kräfte“, die in die Planung nicht einbezogen seien. Es sei auch die Frage, wie alt die Treppe gewesen sei. Neuere Modelle haben demnach zum Beispiel für Notfälle eine zweite Bremse.