Manöverkritik von Odysseus

von Redaktion

Hummels mahnt sich immer wieder einschleichende Fehler an – Süle als entspannter Zeitgenosse

Athen – Am Ende des Abends stimmten die Laufwege nicht mehr ganz, aber das war egal, der Schlusspfiff war schon lange ertönt. Als Mats Hummels nach dem 2:0 seines FC Bayern über den AEK Athen zum Mannschaftsbus wollte, irrte er erst ein paar Meter in die falsche Richtung, ehe ihm ein Ordner Bescheid sagte. Ein Schlussakt, der nicht exemplarisch für die ganze Inszenierung stand. In den 90 Minuten zuvor hatte er ordentlich verteidigt, wobei die Griechen allerdings auch keine Herausforderung waren.

Bevor Hummels kurz mal auf Odysseus’ Spuren irrlichterte, hatte er aber in seiner Analyse noch eine deutliche Manöverkritik unter die Leute gebracht. Er war nicht geneigt, wie andere Münchner die zweite Halbzeit am Dienstag zu verklären, zu viele einfache Ballverluste monierte er, „obwohl der Gegner da gar keinen Druck macht“. Es sei stets das Gleiche: „Der Gegner lässt uns spielen, und wir spielen ihm den Ball in den Fuß. Das schleicht sich immer wieder in unser Spiel ein. Nicht in jedes, aber zu oft. Zumindest für ein Team auf dem Niveau, auf dem wir sein wollen.“ Eine wohltuend selbstkritische Analyse.

Mehr Stabilität, mehr Miteinander, das ist das, was den Münchnern aktuell fehlt – Niko Kovac drückte am Dienstagabend bei seiner Rotationsmaschine mal die Stopptaste, das könnte zu mehr Sicherheit in den eigenen Aktionen führen. Vor allem in der Innenverteidigung sind Rochaden in der Geschichte des Fußballs nie stilbildend verzeichnet worden, Fliehkräfte kann man gerade im Zentrum der Defensive nicht brauchen. Wie in der Nationalelf hat sich Niklas Süle nun auch beim FC Bayern nachhaltig bewährt.

Als der 23-Jährige vor einem guten Jahr aus Hoffenheim kam, war seine Rolle klar definiert: Azubi hinter Jerome Boateng und Hummels. Nun aber könnte sich Boateng auf eine längere Zeit als Ergänzungskraft einrichten. Kovac lobte Süle als „extrem entspannten Zeitgenossen, er ist total locker, will gleichzeitig immer den absoluten Erfolg und verkrampft dabei nicht – er ist ein aufgeräumter junger Mensch“. Es sei schwer, gegen ihn zu spielen, der Coach habe diesen jungen Mann schon auf dem Zettel gehabt, als der noch in Hoffenheim verteidigte, verriet er nun in Athen.

Süle konnten offensichtlich auch die turbulenten Tage des FC Bayern im Herbst 2018 nichts anhaben. „Bei Bayern ist Unruhe, wenn du vier Spiele nicht gewinnst – aber wir haben die Typen, da wieder rauszukommen.“ Süle ist einer davon. Und solange Hummels die Übersicht nur nach dem Abpfiff verliert, ist auch auf ihn Verlass.  awe

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