Hamburg – Für Trainer Hannes Wolf hat am Mittwoch um 10.53 Uhr ein äußerst riskantes Abenteuer begonnen. Nur zwei Übungseinheiten hat der Coach Zeit, dann muss er mit seinem neuen Verein Hamburger SV das erste Mal in der 2. Bundesliga gewinnen. In den folgenden sieben Monate ist er dazu verdammt, mit dem Bundesliga-Absteiger in die Eliteliga des deutschen Fußballs zurückzukehren. „Das ist eine große Herausforderung. Der stelle ich mich gerne“, sagte der gebürtige Bochumer, wohl wissend, dass er auf dem explosivsten Schleudersitz des deutschen Profifußballs Platz genommen hat. Wolf ist der 24. Trainer beim HSV in den vergangenen 20 Jahren.
Der Neue geht sein schwierige Mission aber mit großem Elan an. „Wir wollen die Fähigkeiten, die die Spieler haben, sofort auf den Platz bringen. Die Mannschaft hat eine hohe Qualität“, sagte Wolf.
Vor seiner ersten Übungseinheit hatte der 37 Jahre alte Coach eine Ansprache an die Mannschaft gehalten und ihr dargelegt, was er von ihr erwartet. Wolf muss bei den HSV-Profis wohl zähe Überzeugungsarbeit leisten. Denn im Team war der beurlaubte Titz beliebt. Junioren-Nationalspieler Fiete Arp hatte am Vortag seine Enttäuschung über die Trennung von seinem Förderer via Instagram deutlich gemacht – und wurde dafür gerügt. Arp sei ein junger Spieler, aber das gehe nicht, sagte Sportvorstand Ralf Becker. „So eine Meinungsäußerung nach außen ist nicht zu akzeptieren.“
Der Trainerwechsel auf Platz fünf mit zwei Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter 1. FC Köln lässt den gewaltigen Druck erahnen, unter dem die HSV-Führung steht. Für den Aufstieg müssen Siege her. Seinen ersten soll Wolf am Freitagabend beim Aufsteiger 1. FC Magdeburg holen. Unentschieden sind zu wenig. Davon hatte Titz gleich drei in den vergangenen vier Partien eingefahren. „Ich wünsche mir, dass wir am Freitag konstant voll da sind, gut verteidigen und fußballerische Lösungen finden“, sagte Wolf. Das Ballgeschiebe zwischen Torwart und Innenverteidigern wird vermutlich beendet.
Als einstiger Trainer des VfB Stuttgart weiß der Coach, wie sofortiger Aufstieg eines Absteigers geht. „Mentale Schärfe, Konstanz, Fitness, Power“ – das sind für ihn Schlüsselbegriffe auf dem Weg zurück ins Oberhaus. Ob Wolf den HSV-Kader durchmischt, wird sich zeigen. Er stehe „wie kein Zweiter für junge Spieler“, lobte Becker den frisch verpflichteten Trainer. Darin unterscheidet sich der neue Coach allerdings nicht vom alten.