Das Orchester spielt noch nicht

von Redaktion

Vor dem Spiel in Neapel steht Thomas Tuchel mit Paris ziemlich unter Druck

Neapel – Thomas Tuchel hat ein Problem. Er dirigiert in Paris „sicher die besten Musiker Europas und vielleicht der Welt, aber das reicht nicht“, wie Tuchel selbst sagte. Nur droht sein Starensemble um Weltmeister Kylian Mbappe und Neymar die K.o.-Runde der Champions League zu verpassen: „Wir müssen ein Orchester werden.“ Und das möglichst schnell.

Denn Tuchel steht bei Paris St. Germain schon ziemlich unter Druck. In der Liga stürmte sein teures Team in zwölf Spielen zu zwölf Siegen, doch in der Königsklasse, dem Wettbewerb, auf den es den Geldgebern aus Katar ankommt, droht das Aus in der Gruppenphase. Um das zu verhindern, gilt für Paris heute (21 Uhr/DAZN) beim SSC Neapel: Verlieren verboten.

Die Partie gegen seinen Vorvorvorgänger Carlo Ancelotti sei „sehr wichtig“, sagte Tuchel, er und seine Mannschaft gehen aber „zuversichtlich“ in dieses „falsche Finale“, wie es der „Kicker“ nennt. Denn eigentlich will der Scheich-Club ja unbedingt ins richtige Finale – im Sommer in Madrid. Doch nun müssen Tuchels Hochbegabte erst einmal in Neapel bestehen, bei einer Niederlage drohen vier Punkte Rückstand auf Platz zwei. Der FC Liverpool hat als Erster bereits jetzt zwei Zähler Vorsprung.

Für Ancelotti, der Anspruch und Wirklichkeit an der Seine aus seiner Zeit bei PSG nur allzu gut kennt, kommen Tuchels Probleme nicht überraschend. „Es geht nicht nur um Qualität, sondern um Erfahrung. Paris hatte keine Erfahrung in den wichtigen Momenten der Champions League“, sagte er. Zuletzt scheiterte Paris stets im Achtel- oder Viertelfinale. „In dieser Saison ist das Team stärker, die Spieler haben mehr Selbstvertrauen“, sagte Ancelotti nun: „Sie können die Champions League gewinnen.“

Das ist natürlich ein vergiftetes Lob von Ancelotti, denn unbestritten besitzt ein Team mit Spielern wie Neymar, Mbappe, Angel di Maria und Edinson Cavani das Talent, in der Königsklasse für Furore zu sorgen. Doch sobald der Widerstand im Vergleich zur demütigen Ligakonkurrenz etwas größer wird, wirkt das Pariser Ensemble nicht sonderlich stabil. Fünf Gegentore kassierte der Klub in den beiden bisherigen Partien gegen Liverpool und Neapel, die Offensive geriet ins Stocken.

Tuchel kämpft zudem an mehreren Fronten. Der Taktiktüftler hat seinem Team fünf Systeme beigebracht, aber Disziplinlosigkeiten sorgen im Umfeld für Unruhe. So erschien Mbappe zuletzt zu spät zu einer Mannschaftsbesprechung, Marco Verratti weilte zwei Stunden in Polizeigewahrsam – weil er betrunken Auto gefahren war.

Grundsätzlich sieht Tuchel Paris aber „auf dem Weg nach oben“. Er muss sein Orchester nur noch zum Spielen bringen.  sid

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