München – Es war die Szene des Spiels, über die danach am meisten diskutiert wurde: Romuald Lacazettes eingesprungene Monstergrätsche gegen den Münsteraner Jannik Borgmann. Auf Kniehöhe kam der Leih-Löwe in der neunten Spielminute an der Eckfahne angeflogen – nachdem ihm zuvor ein Freistoß verweigert worden war. „Er hat eine andere Sportart gewählt, mit Fußball hatte das wenig zu tun“, sagte Münsters Trainer Marco Antwerpen und kritisierte die „ganz schlechte Schiedsrichterentscheidung“. Der Referee Florian Lechner, 27, aus Hornsdorf bei Wismar hatte es bei Gelb anstatt in seine Gesäßtasche zu greifen. Über Rot hätten sich die Löwen nicht beschweren dürfen.
Für Mittelfeldkämpfer Lacazette ist die Geschichte deshalb freilich noch nicht ausgestanden. Trainer Daniel Bierofka kündigte direkt nach Spielschluss ein Gespräch mit dem Heißsporn an, auch Sportcherf Günther Gorenzel will diese Woche aktiv werden. Romuald muss zum Rapport. „Wir werden ihm deutlich sagen, dass er mit solchen Überreaktionen nicht nur den Gegner und sich selbst gefährdet, sondern auch unsere gesamte Mannschaft, unseren Verein“, sagte Gorenzel gestern auf Nachfrage: „Nach einer solchen Aktion kannst du nicht zur Tagesordnung übergehen. Das würde auch die Mannschaft nicht verstehen.“
Zumal es bereits das zweite Mal binnen einer Woche war, dass Lacazette negativ auffiel. Beim 2:2 gegen Großaspach hatte ihn Bierofka wegen Gelb-Rot-Gefahr auswechseln müssen, schon damals hatte es ein ernstes Gespräch gegeben. „Er hat einiges zu hören bekommen“, sagt Gorenzel. „Und diese Woche wird er wieder was zu hören bekommen. Er muss die richtige Balance aus Aggressivität und Vernunft finden und erkennen, wie weit er gehen kann. Er führt harte Zweikämpfe, erkämpft viele Bälle, aber es gibt für alles eine Grenze.“
Ob Lacazette im Heimspiel gegen Halle an diesem Samstag (14 Uhr/BR live) eine Denkpause verordnet bekommt, ist noch offen. Ebenso das System, mit dem die Löwen dem Team von Trainer Torsten Ziegner begegnen werden. Das 3-5-2 (mit defensiver Fünferkette) brachte in Münster zwar Stabilität, nach vorne ging dafür nicht allzu viel. Trotzdem bleibt Gorenzel zuversichtlich: „Es war ein reifer, aber noch nicht sehr reifer Auftritt. Wir haben fünf Punkte aus den letzten drei Spielen geholt, den Schwung müssen wir jetzt mitnehmen.“